Was fällt euch ein, wenn ihr an Peru denkt? Anden, Inkas,
Machu Picchu, Panflötenmusik, Titicacasee, Lamas und Alpakas, Meerschweinchen
zum Abendessen? ;-)
Peru ist viermal so groß wie Deutschland, hat aber nur 28
Mio. Einwohner. Man kann also schon erahnen, wie viel Natur Einen hier erwartet.
Das Land bietet drei unterschiedliche Landschaftsräume: die Küste (Costa),
Andenhochland (Sierra) und das Amazonastiefland (Selva). Aber nun zu unserer
Geschichte…
Oase Huacachina – ab in die Wüste
Nach unserer Nacht am Flughafen Santiago sind wir gut in
Lima gelandet. Nur entsprechend müde waren wir. Mehr zu Lima gibt´s übrigens im
nächsten Post, denn es geht zum Schluss der Perureise nochmal in die Hauptstadt.
Also war unser erster Stopp die Oase Huacachina. Sie liegt gute 300 km südlich
von Lima und ist von riesigen Sanddünen umgeben. Ein bezaubernd schöner Ort.
Hier schaltet man automatisch ein paar Gänge runter, eine Oase eben zum
Entspannen. Oder Auskurieren, denn - Überraschung - Anett hatte es mit einer
fiesen Bronchitis erwischt. Aber zum Glück noch nicht zu ihrem Geburtstag. So
konnten wir lecker Essen gehen und zum Sonnenuntergang auf eine hohe Sanddüne
kraxeln. Hier hätte man stundenlang sitzen können. Wir haben die Aussicht über die Wüste genossen
und die Sandboarder beobachtet, die sich mit hohem Tempo von den Dünen-Abhängen
in die Tiefe stürzten. Doch nachts wird es hier richtig kalt. Tagsüber kann man
im Bikini am Pool liegen und nachts weiß man nicht, was man noch anziehen soll.
Aufwärmen kann man sich dann in der Disco, es ist nämlich auch ein kleiner
Touristen-Party-Ort. :-)
Am Ende waren wir elf Tage hier. Fragt uns bitte nicht, was
wir eigentlich gemacht haben. Außer Lesen, Essen gehen, Spazierengehen und
tagsüber Flipflop-Wetter genießen ist nicht viel passiert. Ok, eine kleine
Sache vielleicht noch. Wir haben uns eine Strähne ins Haar flechten lassen von
einer alternativen Schmuckverkäuferin an der Uferpromenade vom Oasenteich. Das
ist wohl Pflicht als Backpacker. :-)
Irgendwann konnten wir uns von diesem märchenhaften Ort doch
losreißen, denn wenn man Heiratsanträge bekommt und die Bedienung im Café weiß,
was man am liebsten zum Frühstück isst, ist es Zeit weiterzuziehen ;-)
Arequipa – die weiße Stadt
Mit dem Nachtbus ging’s nach Arequipa. Auf der Panamericana,
vom Fuß bis zum Scheitel nacktes Gebirge, nicht der geringste Ansatz
irgendwelcher Vegetation. Wüste und Gebirge - so muss es wohl am ersten Tage der
Schöpfung ausgesehen haben, als Erde und Wasser sich schieden.
Die Angst fuhr leider etwas mit, man könnte Opfer von einem
Überfall werden oder mit dem Bus abstürzen. Denn liest man sich die
Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes durch, kommen einem andere Gedanken,
wie, dieses Land lieber zu meiden. Denn die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich
hoch, dass man entweder bei einem Busunfall verletzt wird oder stirbt, dass man
im Bus überfallen oder im Taxi entführt
und für Stunden festgehalten wird, in denen die Kreditkarten missbraucht
werden. Das kleinste Übel ist wahrscheinlich noch, dass einem im Restaurant die
Tasche gestohlen wird. Klar sind die Angaben beim Auswärtigen Amt sehr deutlich
und vielleicht etwas übertrieben formuliert, aber ein mulmiges Gefühl
beschleicht uns doch immer wieder. Vorallem wenn wir in Mails von Hostels vor korrupten
Taxifahrern gewarnt werden oder ein Hostelpapa einem Taxifahrer eindringlich
darauf hinweist uns ja sicher zum Busterminal zu bringen. Dazu kommen noch die
Geschichten, die andere Reisende erlebten. Aber (jetzt bitte auf Holz klopfen)
toi, toi, toi uns ist noch nichts passiert und bisher hatten wir wunderschöne
Erlebnisse in einem sehr abwechslungsreichen Land.
Zurück zum Thema. Am nächsten Morgen kamen wir sicher, nur
-klar- etwas müde, in der weißen Stadt
an. Arequipa macht einen schönen ersten Eindruck und wirkt sehr gepflegt. Sie liegt 75km vom
Pazifik entfernt und ist von drei Vulkanen umgeben. Der helle Vulkanstein
Sillar ist im Stadtbild vorherrschend und das Zentrum besticht mit einer Fülle
von reich verzierten kolonialen Prachtbauten. Die weiße Stadt auch deshalb,
weil früher das Zentrum allein den Spaniern vorbehalten war und es der
indigenen Bevölkerung nach der spanischen Eroberung dementsprechend verboten
war in der Stadt zu wohnen.
Das historische Zentrum gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und auch wir sind beeindruckt von den herausgeputzten Häusern und dem Kloster Santa Catalina. Dieses Kloster ist eine kleine Stadt für sich und wir wandelten über zwei Stunden durch die schmalen Gassen, bewunderten die Stuben der Nonnen und wie sie hier über drei Jahrhunderte hinweg, abgeschottet von der Außenwelt, gelebt haben. Eine Zeitreise in eine andere Welt. Danach gab es Stärkung in einer der Chifas, den peruanisch-chinesischen Restaurants. Fühlt sich doch fast an wie in Süd-Ost-Asien :-)
Auf dem Programm stand auch der Hauptmarkt. An den zahllosen
farbenfrohen Ständen geht es lebhaft zu, frischer Fisch wird ausgenommen und das
Fleisch bzw. die Innereien liegen offen auf der Theke. Sogar die Köpfe der Kühe
sahen noch irgendwie lebendig aus. Igitt…
Schnell weg zur Saftbar!
Hier in Arequipa sind wir mittlerweile 6 Monate on the road
und wir haben immer noch Spaß am Reisen und am Fremde-Länder-Entdecken.
Zugegeben, ab und zu eine heißere Dusche oder eine Heizung im Zimmer, wäre
schön. Aber dies nehmen wir gerne in Kauf um unseren Reisedrang zu besänftigen.
Das Ende unserer Weltreise ist langsam im Blick und wir haben uns dabei ertappt,
dass wir im Gespräch mit anderen Reisenden sagten: „Wir haben -nur- noch drei
Monate“. Wir genießen jeden Tag und vielleicht schmieden wir bereits Pläne für
danach (?), denn wir sind reisesüchtig geworden… :-)
Der Titicacasee – und seine Sagen (…Google ist dein Freund)
Im Süden Perus liegt an der Grenze zu Bolivien der große
Titicacasee. Das „Andenmeer“ ist ein mythischer Ort. Der Legende nach wurde der
erste Inka auf der Sonneninsel geboren. Hier oben auf dem rauen Altiplano ist
es das ganze Jahr über sehr kalt und windig… brrr…
Nachdem wir in Arequipa bereits auf 2.300 m Höhe waren,
führte uns die nächste Tour noch höher, auf 3.800 m. Damit zählt der
Titicacasee als höchster schiffbarer See der Welt. Er gehört zu zwei Dritteln
Peru und zu einem Drittel Bolivien und ist mit 8.562km2 fast 13 Mal
größer als der Bodensee.
Halt machten wir in Puno, diese kleine Stadt ist
Ausgangspunkt für Erkundungen auf und rund um den Titicacasee. Aber slowly
slowly wir mussten uns erstmal an die Höhe gewöhnen. Nach ein paar
Spaziergängen und reichlich Coca-Tee hatten wir uns akklimatisiert.
Die indigene Bevölkerung ist hier in den Anden stärker vertreten. Man sieht die Frauen in ihrer traditionellen Kleidung: zwei geflochtene Zöpfchen, Hütchen und Röckchen. Nicht zu vergessen ihre bunten Tücher, mit denen sie ihre Babys oder andere Sachen auf dem Rücken transportieren.
Zwei Tage später ging es mit dem Bus auf die bolivianische
Seite des Sees nach Copacabana (das Land wechseln war kein Problem, einfach zu
Fuß rüber und auf beiden Seiten Stempel holen).
Hier stand nicht nur der bolivianische Nationalfeiertag an,
sondern auch der Feiertag der Jungfrau von Copacabana. Der Ort ist eine der
wichtigsten Wallfahrtsorte der Anden. Die Jungfrau von Copacabana in der
Basilika ist nicht nur Schutzheilige des Sees sondern auch Boliviens
Nationalheilige. Die Feiertage bedeuteten eine Unmenge von Menschen, Autos,
Dreck, Lärm. Doch wir waren fasziniert von dem Schauspiel, denn der gesamte Ort
war ein einziger Markt, in sämtlichen Straßen tummelten sich die
Straßenverkäufer, am Ufer standen Unmengen von Autos, die mit reichlich Bier,
Silvesterknallern und Live-Musik gesegnet wurden und zahlreiche Pilger
erklommen den Berg Calvario um Buße zu tun.
Doch nochmal langsam. Auto? Bier? Musik? Was sich normalerweise
vor der Basilika abspielt, sah man die Tage an der Uferpromenade:
Autosegnungen. Hunderte blankgeputzte und mit Blumen geschmückte Autos warten
darauf mit Weihwasser und Weihrauch getauft zu werden. Das wird natürlich gefeiert
mit reichlich Bier, Tanz, Konfetti und Knallern.
Um die Plaza de Armas vor der Basilika gab es eine
Prozession mit Musik und traditionellen Tänzen – anzusehen in schrill bunten
Kostümen.
Wir genossen den Trubel und haben uns als wahrscheinlich einzige
Touris unter die Pilger gemischt und den Cerro Calvario (Hausberg) mit seinem steilen
Kreuzweg bestiegen. Oben haben wir nicht nur die Aussicht über die Bucht
bestaunt, sondern auch die Arbeit der Aymara-Priester. Hier vermischen sich
überlieferte Rituale und christlicher Glaube. Sie sprechen ein Gebet, läuten
kleine Glöckchen und verbrennen Weihrauch in einer Brennschale. Eine
Bierflasche wird geschüttelt und Schaum meterweit gespritzt. Ein Trank-Opfer
für Erdmutter Pachamama -und Christus am Kreuz schaut zu.
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren interessanten
Brauch. Man kauft sich eine Miniatur von einem Haus, Grundstück oder Geldscheinen
und lässt auch dies segnen. Am Ende des Kreuzwegs steht eine Statue der Virgen
de Candelaria. Diese wird dann mit dem besagten Miniaturgegenstand berührt. Dafür steht man auch gern den ganzen Tag an. Die
diversen Zeremonien sind stets mit Konfetti, Bier und sonstigem
verbunden, was dazu beiträgt, dass der ganze Ort leider ziemlich vermüllt ist.
Muss war natürlich ein Strandspaziergang, der alles andere
als ruhig war. Tretboote und spielende Kinder im Übermaß. Aber abends wurde es
etwas angenehmer und man konnte den Sonnenuntergang genießen. Gleichzeitig
kriecht eine unerbittliche Kälte heran.
Waren das ein paar aufregende Tage in Bolivien :-)
Zurück in Puno, auf peruanischer Seite, wollten wir uns
natürlich eine Tour auf dem Titicacasee nicht entgehen lassen. Mit dem Boot
ging es zunächst zu den schwimmenden Schilfinseln der Uro-Indianer und danach
zur Isla Taquile, zu den strickenden Männern. Aber der Reihe nach. Für diese
Tour klingelte 5:50 der Wecker!!! (wie sollen wir uns je wieder ans zeitige
Aufstehen gewöhnen… ok, wir wiederholen uns). Bei strahlendem Sonnenschein ging
es mit einem kleinen Boot hinaus auf den See zu den schwimmenden Inseln. Unser
Guide Luis erzählte uns viel darüber, wie diese Inseln aus Schilf gebaut werden
und über das Leben der Nachfahren der Uro-Indianer. Früher zogen sie sich bei
Auseinandersetzungen auf ihre Schilfinseln zurück und somit konnten sie von den
Inkas nie unterworfen werden.
Modellbau :-) |
Es ist schon ein eindrucksvolles Erlebnis, über den weichen,
schwankenden Schilfboden zu gehen und eine Ahnung davon zu bekommen, wie das
Leben der Uro einmal ausgesehen haben mag. Klar ist für diese Menschen der
Tourismus die Haupteinnahmequelle und es ist ein merkwürdiges Gefühl ihre
Hütten besuchen zu dürfen, aber ohne den Tourismus würde diese Kultur nicht
mehr existieren.
Nach 2,5 Stunden weiterer Bootsfahrt erreichten wir die Isla
Taquile. Sie ist berühmt für ihre strickenden Männer, denen man überall
begegnet. Schon im frühen Kindesalter
lernen die Inselbewohner das Stricken und - so heißt es - sie hören erst mit
ihrem Tod damit auf. Wir bestaunten die Strickwaren in der Gemeindehalle.
copyright by www.n-tv.de / Foto: REUTERS |
Die Frauen spinnen - also ihr wisst schon... |
Diesen wertvollen Stoffen wurde 2006 der Status als
UNESCO-Welterbe verliehen, damit soll verhindert werden, dass diese
Kunsthandarbeit verloren geht. Traditionell ist auch die Kleidung der
Inselbewohner.
Der Aufstieg vom Bootsanleger war in der dünnen Luft auf
4000 m nicht gerade ein Spaziergang. Oben angekommen bot sich jedoch ein
grandioser Blick über den tiefblauen See. Übrigens werden auf dieser Insel drei
Grundsätze gelehrt: “Nicht stehlen, nicht lügen, nicht faul sein”.
Nach dem Mittagessen, leckere Quinoa-Suppe und Forelle aus
dem Titicacasee, ging es wieder zurück. Ein schöner Ausflug ging mit Blick auf
das nächtlich beleuchtete Puno zu Ende.
Nationalgetränk von Peru |
Am nächsten Tag fuhr bereits unser Bus nach Cusco. Aber dazu
dann mehr im nächsten Bericht und vielleicht erfahrt ihr dann mehr zu euren
ersten Gedanken: Machu Picchu, Inkas, Meerschweinchen zum Abendessen…
Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)