Mit Peru hatten wir unseren letzten Stopp in Südamerika, nun
ging es mit dem Flieger nach Mittelamerika, Costa Rica. Gleiches Prozedere wie
immer am Flughafen, das ist mittlerweile wie Busfahren ;-) Falls ihr in
Geographie nicht aufgepasst haben solltet, Costa Rica ist platziert zwischen
dem krisengeschüttelten Nicaragua und dem wegen des Kanals bekannten Panama. Im
Westen grenzt es an den Pazifik, im Osten an das Karibische Meer.
Sonnenuntergang in Tamarindo |
Costa Rica heißt übersetzt „reiche Küste“ und es stimmt,
dieses Land ist unglaublich reich an Natur. Nirgendwo sonst auf der Erde findet
man eine solche Artenvielfalt auf so engem Raum. Erfreulich ist auch, dass das
kleine Land (51.200 km2, ungefähr so groß wie die Schweiz) seine
Naturschätze für die nachfolgenden Generationen erhalten will. Mehr als ein
Viertel des Landes sind Nationalparks und geschützte Gebiete. Es gibt Regenwälder,
Bergketten, Vulkane, schwarze und weiße Sandstrände, karibische Lagunen,
handtellergroße Schmetterlinge und winzig kleine Kolibris.
Cloud Forest, Monteverde |
Nationalpark Manuel Antonio |
Die Einheimischen zählen deshalb auf Ökotourismus. Synonym
für naturnahes, umweltverträgliches Reisen. Dazu gehören viele niedrige
Hotelbauten aus natürlichen Materialen, die sich der Landschaft anpassen und
der Vorrang einheimischer Produkte vor
importierten. Die Restaurants werben mit selbstgemachtem Essen, Shops mit
handgemachtem Schmuck.
Costa Rica, das Land ohne Krieg und ohne Kälte, lebt aber
nicht allein vom naturverträglichen Aktivurlaub, sondern auch vom Kaffee- und
Bananenexport. Zahlreiche Bananenplantagen prägen ebenso das Bild dieses
Landes. Und wir können bezeugen, der Kaffee hier ist irre lecker :-)
Unser erster Anlaufpunkt war natürlich die Hauptstadt San
José. Wir haben ja mittlerweile einige Hauptstädte gesehen und diese ist mit
Abstand -sorry Costa Rica- die Hässlichste. Diese Stadt hat absolut nichts zu
bieten. Auch die Menschen haben wir uns hier, ja wie sollen wir sagen, etwas
anders vorgestellt ;-) So verweilten wir nur kurz. Außerdem brauchten wir
nach dem kühlen Klima in den Anden Sonne und Strand. Also hieß es ab in den
alten, wackligen Bus und auf zur Pazifikküste im Westen des Landes…
Pazifikküste
Die weitgeschwungene Bucht von Tamarindo gefiel uns auf
Anhieb. Es ist ein kleiner Touristen-Surfer-Ort. In der Hauptsaison zwischen
November und April wird er von US-amerikanischen Besuchern heimgesucht. Aber
jetzt in der Nebensaison war der Ort ruhig. Uns kam ein Gefühl auf wie in
Südostasien, die Atmosphäre und endlich wieder Sand unter den Füßen und Salz
auf der Haut. Wir waren glücklich und packten natürlich als Erstes die Flip
Flops aus :-)
Stichwort Nebensaison, eigentlich unser Glück, da alles
etwas günstiger war. In der Hauptsaison ist man als Backpacker mit einem
geringen Budget etwas aufgeschmissen. Nebensaison heißt natürlich auch Regen.
Ab späten Nachmittag (aber auch nicht täglich) war damit zu rechnen. Dafür war
der Vormittag meist sonnig und schön, also gar nicht so schlimm. Und ja, wir
waren vormittags schon wach.
Außer Strandspaziergängen, Lesen und Sonne genießen haben
wir in den vier Tagen in Tamarindo nicht viel gemacht. Oder doch… Wir haben
andere Reisende inspiriert :-) Ja, wirklich. Mittlerweile zählen wir zu den
„alten Hasen“ im Backpackergeschäft und wenn man erzählt, dass man schon seit
über sieben Monaten reist und seinen Job gekündigt hat, wollen die Leute mehr
wissen. So saßen wir abends in unserem netten Hostel und haben Fragen
beantwortet.
Die Busfahrten sind hier glücklicherweise nicht so lang. Ein
Naturschutzreservat stand auf dem Plan. So sind wir in die Berge nach Santa
Elena gefahren, um im Cloud Forest wandern zu gehen. Und dieser machte seinem
Namen alle Ehre, denn es hingen meist dicke Wolken über den bewaldeten Hügeln. Beim
Wandern im Regenwald bekamen wir einen Eindruck, wie dieses Land früher einmal
ausgesehen haben mag.
Wir wollten wieder Reiten. Diesmal ging es nicht durch die
argentinische Pampa, sondern über Stock und Stein quer durch den Wald, so dass
wir ab und zu auf unsere Knie aufpassen mussten, wenn wir allzu dicht an einem
Baum vorbei geritten sind. Es hat uns wieder riesen Spaß gemacht und der
Schwierigkeitsgrad stieg. ;-) Wir werden doch nicht ein neues Hobby entdeckt
haben? Auf jeden Fall steht nun noch „Reiten am Strand“ auf unserer Bucket List
:-)
Im Wald gab es einen großen hohlen Baum, den man hinauf
klettern konnte - von innen. Manchmal lustig, was die Natur zu bieten hat.
In der Umgebung von Santa Elena gibt es außerdem viele
Kaffeeplantagen. Wir haben zwar keine besucht, aber dafür eifrig Kaffee getrunken,
am Straßenrand sitzend und das Treiben in dem kleinen Ort beobachtend.
Zum Essen gab es Reis und schwarze Bohnen, denn dies sind
die Basiszutaten für das costa-ricanische Nationalgericht casado. Das bedeutet
„verheiratet“, denn es ist das, was den Tico angeblich täglich und für den Rest
seines Lebens erwartet, wenn er eine Tica (Costa-Ricanerin) heiratet: Reis und
schwarze Bohnen, Salat, gebratenes Fleisch und gebratene Kochbananen.
Zurück an der Pazifikküste hieß der nächste Stopp Manuel
Antonio mit dem gleichnamigen Nationalpark. Der kleinste, aber einer der
beliebtesten Nationalparks von Costa Rica bietet nicht nur ursprünglichen
Regenwald, Eidechsen, Affen und Faultiere, sondern auch drei schöne Sandstrände.
Die man auch genießen könnte, wären da nicht die frechen Waschbären, die einem
das Essen klauen wollen. Und es auch erfolgreich geschafft haben… Naja, wir
wollten ja eh auf unsere Bikinifigur achten ;-)
Als wir von den Waschbären und Affen zu einem etwas
ruhigeren Strandabschnitt geflüchtet sind, waren wir froh in Ruhe schwimmen zu gehen
(soweit es durch die Strömung möglich war). Aber da lauerte auch schon
das nächste Abenteuer. Anett aalte sich in der Sonne, als sie von einem Pärchen
angesprochen wurde und plötzlich anfing zu winken, ich solle schnell aus dem
Wasser kommen. Denn ein paar Meter weiter wurde ein Krokodil im Wasser gesichtet!!
Krass. Und es gab keine Warnhinweise im Nationalpark.
Die Bucht mit dunklem Lavastrand und einer starken Brandung ist zum Baden nicht geeignet. So saßen wir einfach nur da und haben die Surfer beobachtet. Ansonsten hat dieser Ort seine besten Zeiten schon gesehen. Von touristischem Rummel oder Drogenkriminalität und Prostitution, wovor man uns gewarnt hatte, haben wir nichts mitbekommen.
Man hat nichts verpasst, wenn man Jacó nicht gesehen hat. So
war es für uns an der Zeit die Küste zu wechseln. Wir wollten ja schließlich
noch karibisches Flair genießen.
Wir mussten meist über die Hauptstadt fahren um ans Ziel zu
kommen. Das Land ist zwar nicht groß, aber es ist etwas nervig immer nach San
José zurück zu müssen, den anderen Busterminal zu suchen und dann erst weiter
zu kommen. Jede Busgesellschaft hat ihren eigenen Sitz, somit ist es irgendwie
umständlich.
Karibikküste
Während im übrigen Costa Rica 98 Prozent der Bevölkerung
hellhäutig sind, leben in der Provinz Limón an der Karibikküste ein Drittel
Schwarze, Nachkommen der für die Arbeit auf den Plantagen und den Eisenbahnbau
von den Westindischen Inseln geholten Menschen.
Viele sprechen einen englischen
Dialekt, der auf Jamaika gebräuchlich ist. Nicht nur die Sprache, auch der
Lebensstil unterscheidet sich hier vom übrigen Land – Musik, Küche und Wohnstil
sind karibisch geprägt.
Wir waren in Puerto Viejo de Talamanca gelandet, kurz vor
der Grenze zu Panama. Es ist ein touristischer Ort, aber irgendwie spürt man
dies nicht so. Es fühlt sich dennoch ursprünglich an. Wenige asphaltierte
Straßen, schiefe, bunte Holzhäuser und kleine Restaurants, wo sich die
Einheimischen treffen.
Wie sahen unsere Tage hier aus? Mit dem Rad sind wir die
Küste entlang gefahren, haben schöne Strände entdeckt, die Ruhe genossen und
abends in der Hängematte beim Meeresrauschen relaxt. Wir waren angekommen im
Paradies!
Und uns wurde mal wieder bewusst, was für ein entspanntes Leben wir
führen. Ausschlafen, Kaffee trinken, sich in die Geschichte eines Buches
verlieren und sich die einzige Frage des Tages stellen: wo gehe ich heute
Essen?
Wir sind uns einig, Puerto Viejo de Talamanca ist ein
„gefährlicher“ Ort, da er süchtig macht und man hier einfach bleiben will. Kein
Wunder, dass wir auch ein paar Auswanderer trafen. Auf unserer
Beliebtheitsskala rangiert dieser Ort gleich hinter Langkawi in Malaysia.
Am
Ende des Trips haben wir das Costa Rica hier entdeckt, so wie man es sich
vorstellt: endlose, einsame Strände (ohne Felsen, glasklar, ohne Wellen – also
nicht nur schön anzusehen sondern auch perfekt zum Schwimmen), Palmen, üppiges
Grün, lateinamerikanische Rhythmen, Reggaemusik und entspannte Menschen, die
das Leben genießen. Uuuuuuund, es gab keinen Regen die Tage! ;-)
Die drei Wochen waren viel zu schnell vorbei und am Ende
hätten wir gern noch ein paar Tage länger hier verweilt, aber Mexiko, unser
letztes Reiseland, wartete auf uns. Wir fuhren nach Alajuela, ein nettes Städtchen
unweit von San José. Es war sozusagen unser Sprungbrett zum Flughafen und wir
mussten nicht nochmal in der Hauptstadt übernachten.
Wir haben mit Puerto Viejo einen schönen Flecken Erde
entdeckt und unser Herz an diesen Ort verloren, aber man darf nicht vergessen,
dass Costa Rica ein teures Land ist. Für Essen, Unterkunft usw. muss man
einiges hinlegen und wir können aus Erfahrung sagen, dass man in Südostasien
für weniger Geld mehr bekommt. Wir hatten hier öfter das Gefühl, dass das
Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt. Und wir haben uns gefragt, was Costa
Rica eigentlich mit dem ganzen Geld macht. Die Hauptstadt Aufhübschen wäre eine
Idee oder Krokodil-Warnschilder für die Nationalparks :-) Aber wer die Natur mag, wird dieses Land lieben.
Die Phrase Pura Vida hört man in Costa Rica tagtäglich und
überall. Diese stammt nicht von hier, sondern wurde im Jahre 1956 vom
mexikanischen Kinofilm "Pura Vida!" von Gilberto Martínez Solares in
den Sprachgebrauch der Ticos aufgenommen. Pura Vida (frei übersetzt: das wahre
Leben, ein glückliches Leben oder don´t worry be happy) drückt die
Lebensphilosophie der Costa Ricaner aus. Häufig begrüßt man sich mit diesen
Worten oder stimmt einer Sache damit zu. Ausländer verbinden den Ausdruck
oftmals mit den Lebensstil der Ticos locker und leicht zu leben. Jedoch steckt
eine Geschichte eines ganzen Volkes dahinter. Pura Vida stellt den
Zusammenhalt, das Überwinden von Problemen und die Akzeptanz zueinander dar. Egal
wie schlecht es einem geht, es könnte noch schlechter sein. Es wird nicht
gemeckert, sondern eher das Positive gesehen. Davon können wir Deutschen uns ne
Scheibe abschneiden :D Das Leben in vollen Zügen zu genießen ist die Hauptbotschaft
dieser zwei Worte. In diesem Sinne:
Das tun wir natürlich weiterhin, gerade in Mexiko in Bacalar
direkt am See. Traumhaft hier!
Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)
5 Kommentare:
Habt ihr mal wieder schön geschrieben, ihr zwei Poeten. Da kann dann bald euer eigener Reiseführer in Buchform erscheinen, was!?
Und Anett, ich bin ja sehr froh, dass du bisher nicht von einem Affen oder doch einem Waschbären gebissen wurdest! ;-) ...wenn du dich noch an das Ferienlager erinnern kannst? ...hehe
Passt weiterhin auf euch auf!
Jetzt können wir so langsam die Tage zählen, was!
Ja damals im Ferienlager...seitdem hab ich eine Affenphobie :-) werd ich nie vergessen. Und erinner uns bitte nicht, dass bald alles vorbei ist. :D liebe 32 Grad Grüße aus Mexiko, Anett
Aber hallo, wer sagt denn dass bald alles vorbei ist? Das war doch erst der Anfang ;-) .
Ihr beiden jungen Hüpfer, vom Reisevirus infiziert, hängt den Rucksack bestimmt noch nicht an den Nagel.
Die Welt ist so groß, da könnt ihr noch lange als Backpacker unterwegs sein und immer neue Länder und Menschen kennenlernen.
Ja sicher, zwischendurch bisschen arbeiten und Geld verdienen muss auch sein :-D .
Aber planen kann man die nächsten Reise dann auch schon und irgendwann gehts wieder auf Tour.
Und dann geht es uns auch wieder gut, denn dann gibt es wieder schöne Reiseberichte und tolle Bilder von euch in einem neuen Blog :-)
Auf den Costa Rica-Blog gibt es übrigens eine glatte 1.
Und nun bin ich sehr auf den Mexico-Bericht gespannt. Wir wollen nämlich demnächst auch dahin fliegen und können vielleicht ein paar Tipps bekommen.
Viel Spaß noch in Mexiko und lasst euch nicht mit Rentnern ein :-D
Liebe Grüße von K und K
Ach, ihr wollt nach Mexiko? Dies wussten wir ja noch gar nicht ;-)
Vielleicht können wir uns ja irgendwo treffen? Wie wär's mit Cancún? :-D
Ja, so isses. Wir sind mit dem Reisevirus infiziert.. Aber es gibt Schlimmeres ;-)
Alles Liebe für euren nächsten Abschnitt das Tantchen aus LE
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