Buenos Aires – Tango und Pizza
Nachdem wir Mami und Papi in Frankfurt verabschiedet hatten,
ging es für uns zurück zum Flughafen. Jeder hatte zusätzlich noch ein Kilo
Schokolade im Rucksack (ist natürlich schon aufgebraucht). In Rom mussten wir
umsteigen, bevor es 14 Stunden zur anderen Seite der Welt ging. Die Uhr fünf
Stunden zurückgedreht und so landeten wir 4 Uhr Ortszeit. Völlig durch den
Wind. Die Schlangen der Passkontrollen waren unendlich lang und wir wollten einfach
nur ins Bett. Nach zwei Stunden war alles erledigt. Wir hatten den
Anschlussflug zwar gerade noch geschafft, aber unser Gepäck dagegen nicht. Wir
warteten zwei Tage darauf, um dann endlich in neue Klamotten schlüpfen zu
können. Hach, wir waren froh unser wenig Hab und Gut wieder in den Händen
halten zu dürfen. Hätte ja auch sein können, dass unser Gepäck im Gepäckhimmel
landet ;-) Anett lag noch zwei Tage mit einer ordentlichen Erkältung flach, der
Temperaturunterschied (wer in Geographie nicht aufgepasst hat, hier haben wir
gerade Winter), wenig Schlaf und der lange Trip von Thailand steckten noch zu
sehr in den Knochen. Mega Jetlag :-)
Aber dann waren wir zum ersten kleinen
Spaziergang bereit. Dicke Jacke an und so erkundeten wir Tag für Tag diese
riesen Stadt. Angefangen in San Telmo, wo wir wohnten. Die kleinen Lädchen
wirken sehr gemütlich, ebenso die zahlreichen Antiquitätengeschäfte. Bei
sonnigen 20 Grad und einem Kaffee beobachteten wir ein Pärchen, das Tango
tanzt. Und jetzt wissen wir, wir sind in Buenos Aires!
Denn diese Stadt ist stolz auf ihren Tanz. Tango: „Einen
traurigen Gedanken, den man tanzen kann.“, diese Definition entstammt noch der
Zeit, als der Tango in Bars und Bordellen als einstimmendes Vorspiel getanzt
wurde. Der laszive Tanz entstand in dem Hafenviertel La Boca und San Telmo. Es
dreht sich immer um verlassene Liebhaber.
Buenos Aires ist völlig losgelöst von den urzeitlichen
Landschaften im Rest Argentiniens – same same, but different :-) Sie ist
architektonisch, kulturell und atmosphärisch europäisch geprägt. Es heißt auch,
die Einwohner, die porteños, leben mit dem Blick starr auf Europa gerichtet.
Wer hat eigentlich behauptet, dass es in Südamerika
entspannter zugeht? (Die Kassiererinnen im Supermarkt mal ausgenommen) :-) Im
Zentrum ist es kein gemütlicher Spaziergang mehr, sondern ein heimtückischer
Hindernislauf, vorbei an Maronenverkäufern (schmeckt wie Weihnachten),
Schuhputzern, cambio-Schreiern (Männer, die auf der Straße Geld tauschen) und
hektischen Geschäftsleuten.
Shoppen kann man hier wie bei uns in Deutschland. Der
Stadtkern wirkt jedoch nicht einladend. Zurzeit wird viel gebaut, der Lärm und
der Dreck vermiesten uns wahrscheinlich auch die Fußgängerzone. Wir tendieren zu
den schöneren, romantischen Vierteln wie San Telmo, La Boca oder La Recoleta.
Eine Mischung zwischen Spanien, Italien und Frankreich, wenn man durch die
Straßen schlendert… Frankreich wegen den vielen kleinen gemütlichen Cafés, die
Croissants und Kaffee anbieten. Italien wegen den zahlreichen Restaurants, es
gibt hier fast ausschließlich nur Pizza und Pasta. Spanien wegen den Häusern und
den engen Kopfsteinpflasterstraßen. Es ist ein angenehmes Gegengewicht zur
Hektik des Großstadtlebens.
Das Hafenviertel La Boca, hat sich seit den 20er Jahren
nicht wesentlich verändert. Aber wahrscheinlich wurde es für die Touristen
ordentlich heraus geputzt. Dieses farbenfrohe Viertel sieht man auch auf vielen
Postkarten. Der Himmel war blau, die Sonne schien und man hätte tausende Fotos
schießen können, so toll sieht es hier aus.
Fischer fanden hier Arbeit, aber das Geld
war knapp. Zum Hausbau benutzte man Wellblech und Holzplatten und mit Resten
von Schiffslack nahmen sie ihre bunten Farben an. Heute schmücken Künstler mit
ihren Bildern das Straßenbild.
Beim Spazierengehen entdeckt man viele Häuser, die mit
Graffiti besprüht sind. Es sieht teilweise echt künstlerisch aus und macht die
Stadt farbenfroher. Eine andere Art von Kunst sind wahrscheinlich auch die
ausgeschlachteten Rostlauben am Straßenrand.
:-) Aber Buenos Aires ist auch eine Stadt extremer Gegensätze. Gleich
neben den Einkaufspalästen findet man Kinder, die auf der Straße betteln.
Durch das Designerviertel Palermo ging es weiter nach La Recoleta.
Dort wartete ein interessanter Trödel- und Künstlermarkt auf uns. Man findet
auf solchen Märkten typisch Argentinisches. Künstler, die ihren handgemachten
Schmuck verkaufen, Antiquitäten, Lederhandtaschen, Matebecher in zahlreichen
Farben und Formen und vieles mehr. La Recoleta hat aber noch mehr zu bieten, das
Viertel erinnert an die wirtschaftlichen Glanzzeiten mit ihren Palästen. Heute sind diese zwischen Büro- und Apartmenthäusern eingekeilt.
Gleich nebenan befindet sich der Friedhof. Der Besuch in der gemauerten Totenstadt mag
etwas befremden, denn Erdbestattungen sind in Argentinien sehr selten, so
findet die Beisetzung in monumentalen Bauten statt. Es wirkt sehr kalt hier.
Kein Grün und keine Blumen.
In der Großstadt ist einmal Subte (U-Bahn) fahren Pflicht.
Naja wir erwischten natürlich die Rush Hour und durften so mit den Argentiniern
auf Kuschelkurs gehen. Und immer dran denken: Handtasche festhalten :-)
Positiv ist, dass man immer wieder kleine Parks findet, die
zum Relaxen in der Sonne einladen. Wenn man Glück hat kommt in dem Moment auch ein
Kaffeeverkäufer mit seinem kleinen Wagen vorbei und man kann den süßen Kaffee
genießen.
Bekannt ist natürlich auch die breiteste Straße der Welt:
die Avenida 9 de Julio. Leider war gerade absolutes Baustellenchaos und wir
haben für euch ein Bild von Google geklaut. Wir sind ja schließlich auch drüber gefahren.
Die Polizeiautos haben eine lustige „lass uns mal ein paar
Handyklingeltöne durch probieren“ Sirene. Müssen wir hier kurz erwähnen :-)
Wir
sind die Tage viel gelaufen. Und ohne den Orientierungssinn von Ines würde ich
jetzt noch in dieser Stadt stehen :D Außerdem kommt man mit Englisch hier nicht
wirklich weit. Die meisten können und wollen es nicht. Aber Anett hat jetzt
mindestens schon einen Wortschatz von vielleicht 20 Wörtern… :-)
Das typische Frühstück besteht aus Croissants, dulce de
leche (Karamellcreme, so wie wir Nutella lieben) oder Aprikosenmarmelade, Kaffee/Tee
und vielleicht mal ein Apfel. Kalorien ohne Ende. Es gibt in dieser Stadt
hauptsächlich nur Pizza, Pasta, Sandwich, Hamburger und Schnitzel. Zu allem
wird Weißbrot gereicht. Wie bitte, soll man hier sein Gewicht halten? Das wird
eine Umstellung. Denn in SOA war es eindeutig gesünder… Außerhalb dieser Stadt
fanden wir dann endlich was wir suchten: Steak bzw. Fleisch von glücklichen
Rindern und Salat. Das mögen wir.
Puerto Iguazú – argentinisches tropisches Paradies
Nach einer Woche fuhren wir weiter ins 1400km entfernte
Puerto Iguazú. 17 Stunden Busfahrt standen bevor – quer durch die Pampa. Mittlerweile
wissen wir, dass diese langen Fahrten üblich sind. Die Busse sind bequem und
zum Schlafen geeignet, es lässt sich also mit Musik in den Ohren gut aushalten.
Morgens neun Uhr sind wir angekommen, Wetter ist etwas tropischer, schwül. Wir
mussten uns erst einmal eine Unterkunft suchen, das hat Gott sei Dank nicht
lang gedauert. Die Stadt selbst ist nicht spektakulär, aber ganz in der Nähe
stürzen sich die größten und eindrucksvollsten Wasserfälle des ganzen
amerikanischen Kontinents tosend in die Tiefe.
Und ein Tag später war es
soweit. Dafür hieß es früh aufstehen (kann man sich eigentlich je wieder daran
gewöhnen?) und mit dem Bus weiter in den Nationalpark. Dort saßen auch ein paar
Angestellte, die in Ruhe ihren Matetee tranken. Ein Becher mit Mate gefüllt
wird immer wieder frisch mit heißem Wasser aufgegossen und dieser wird
herumgereicht. Es ist normal, es wird geteilt und jeder trinkt davon. Ja, die Argentinier
teilen gerne.
Zurück zum Thema. Grandiose Wasserfälle inmitten von Urwald
wollten von uns fotografisch festgehalten werden. Im Grenzgebiet zu Brasilien
und Paraguay stürzen sich insgesamt 275 Wasserfälle 70m in die Tiefe.
Wetter: super! Wir haben alles abgelaufen, was möglich ist
in diesem Park. Zuerst haben wir alles oberhalb gesehen…
Dann von unten. Wahnsinn, einfach atemberaubend das
Naturspektakel. Gewaltige Gischtmassen lassen bei Sonnenschein kleine
Regenbogen entstehen.
Und ebenso ganz unten, ganz nah am Wasser. Zu nah :-)
Nach diesem Wasserabenteuer mussten erstmal unsere Klamotten
trocknen – zum Glück schien die Sonne. Abschließend ging es mit einer kleinen
Eisenbahn zum Teufelsschlund. Wir standen quasi mittendrin…
Dieses Erlebnis konnten wir am nächsten Tag im Bus ausgiebig
verarbeiten – fast 24 Stunden fuhren wir nach Salta. Aber ausführliches über
unsere tollen Busfahrten und das argentinische Essen gibt’s beim nächsten Mal.
Euch erwarten ebenso fantastische Aufnahmen von der Landschaft Argentiniens. Es
lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Also seid gespannt…
Noch was brandaktuelles? Ab Montag (1.7.) sind wir in Chile!
Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)