Das lange, schmale Land am Ende der Welt vereint fast alle
Klimazonen und enorme landschaftliche Kontraste. Endlose Wüsten, feuerspeiende
Vulkane, Weinfelder, Felsenfjorde, Strände, Urwälder und Gletscher. Hier findet
man Einsamkeit in märchenhaften Nationalparks und man könnte endlos schwärmen.
Chile ist doppelt so groß wie Deutschland, aber es gibt nur
16 Mio. Einwohner. Sie haben einen guten Lebensstandard und sind sehr ehrgeizig
und fleißig.
Die Chilenen überraschen mit ihrer unaufdringlichen
Freundlichkeit, dass muss man wirklich sagen, kaum über der Grenze und man
merkt einen großen Unterschied zu Argentinien. Dieses Land gilt auch als das
sicherste Südamerikas. Typische Latinos? Fehlanzeige.
Pucón – Wellness, nicht nur für die Seele
Nach unserer letzten Station in Argentinien ging es mit dem
Bus nach Pucón, in die sogenannte „chilenische Schweiz“ (nach ständigem Ein-
und Aussteigen – Passkontrolle, Buswechsel). Hier ist alles ein bisschen wie in
Nordeuropa, aber zugleich auch ganz anders: wilder, ungezähmter,
kontrastreicher. In dieser Gegend gibt es tiefblaue Seen, in denen sich die
schneebedeckten Kegel der Vulkane spiegeln. Ok, von Vulkanen war bei uns die
ersten Tage nix zu sehen. Es regnete, regnete und regnete. War aber nicht
schlimm, denn wir waren in einem netten Hostel untergekommen. Ach was Hostel, wir
hatten ein ganzes Häuschen mit Kamin für uns! Es war hier sehr familiär und wir
fühlten uns gleich wohl.
Das Beste daran, sogar mit komplett ausgestatteter Küche. Da
mussten wir nicht lange überlegen und nach einem Großeinkauf im Supermarkt
konnten wir endlich mal wieder selbst kochen, den Kühlschrank befüllen und ne
Bemme schmieren :-) Ihr könnt dies vielleicht nicht nachvollziehen, aber nach
Monaten ohne eigene Wohnung, war dies eine Wohltat für uns. Mutti würde jetzt
sagen: Nur das Fremde lehrt einem, was wir an der Heimat haben. :D Als an den nächsten Tagen noch ein Amerikaner,
ein Kanadier und eine Australierin mit eingezogen sind, war das WG-Feeling
perfekt.
Nach zwei Regentagen mit einem guten Buch auf der Couch,
schien endlich wieder die Sonne. Und dann konnten wir ihn sehen, den aktiven Vulkan
Villarrica (2847m) mit seiner ewigen Rauchfahne. Es ist einfach ein toller
Anblick, wenn man durch die Straßen schlendert und der weiße Vulkankegel den
Ort überragt.
In diesem Urlaubsort finden sich Erlebnisse und Aktivitäten
für jeden Geschmack – Skifahren, Vulkangipfel bezwingen, Therme, Kajak fahren,
Wandern… man kann hier die Natur aktiv genießen. Und das war nach den ganzen
Couchtagen unser Plan. :-)
Mit dem Bus raus aus der Stadt und rein in die Natur. Dort
gibt es eine Hotelanlage, alles ist aus Holz gebaut und aus dem Schornstein
ringt der Qualm, im Hintergrund die schneebedeckten Berge... wir fühlten uns nach
Südtirol versetzt.
Durch die starke vulkanische Aktivität sprudelt in der
Region Wasser aus dem Boden und bildet Thermalbecken, deren Wasser zahlreiche
wertvolle Mineralien enthält. Wir waren die einzigen Besucher an diesem Tag und
konnten so in Ruhe das badewannenwarme Wasser in den Freibecken mit Flussblick genießen.
Das Wasser strömte direkt an uns vorbei, herrlich, wir genossen die Atmosphäre.
Nachdem wir uns allerdings ganz fix in einer Umkleide bei 10 Grad
Außentemperatur umgezogen hatten ;-)
Ein überdachtes Thermalbecken gab es auch. Hier konnten wir
mal wieder ein paar Bahnen schwimmen. Ein kleiner Wellnessurlaub :-)
„Zuhause“ angekommen stand das Essen schon auf dem Tisch und
die Flasche Wein war geöffnet (übrigens ist Chile der 5. größte Weinexporteur!).
Hach, das war ein relaxter Tag. Somit waren wir ausgeruht für den Nächsten.
Denn da stand nach einem entspannten, gesunden Frühstück die
nächste Aktivität auf dem Plan: Trekking. Ja, wir waren wandern! Anett war nach
dem Anblick der Fotos von unseren Mitbewohnern Feuer und Flamme für diesen
Ausflug in den Nationalpark Huerquehue und Ines ist ja eh dafür zu haben. ;-)
Am Ende waren wir sechs Stunden bei strahlendem Sonnenschein
zu Fuß unterwegs und teilweise ging es steil bergauf (keine Ahnung was
letztendlich anstrengender war - aufwärts oder abwärts), aber es hat sich
gelohnt. Der Anblick der stillen Bergseen umgeben von verschneiten Araukarienwäldern
war einfach traumhaft. Unberührte Natur. Unten noch durch Wald und Wiesen
gewandert, stapften wir oben durch den Schnee, wo sich eine tolle Aussicht nach
der anderen bot.
Beim Wandern lernten wir Erik, einen 18jährigen Deutschen,
kennen. Er reist 9 Monate allein durch Südamerika und arbeitet momentan hier im
Nationalpark als Volunteer. Er hat uns einige interessante Geschichten über
seine bisherigen Erlebnisse erzählt. Wir sind beeindruckt von diesem jungen
Menschen… Nebenbei: Wir sind gerade in Peru, Arequipa und wer checkt zufällig
im gleichen Hostel ein? Richtig, Erik. Wie klein die Welt doch ist…
An einem weiteren Tag erkundeten wir noch die Stadt und
sind zum See spaziert mit seinem schwarzen Vulkansand. Wir entdeckten ein Café mit
einem Kuchenangebot, dem wir nicht widerstehen konnten. Hier in dieser Gegend
heißt es auch wirklich „Kuchen“, die vielen deutschen Einwanderer damals haben
nur das Beste eingeführt :-)
Santiago de Chile – die etwas andere Großstadt
Wir haben den Nachtbus genommen und sind 7 Uhr im
nebelbedeckten Santiago angekommen. Kälte und Müdigkeit schlichen in unsere
Knochen, deshalb schnell ins Hostel, das im Stadtteil Providencia liegt.
Nach einem Nickerchen waren wir bereit für den ersten
Spaziergang in der nächsten Großstadt. Wir schlenderten ins Stadtzentrum zur
Plaza de Armas. Es gefällt uns, hier halten die Chilenen zwischen den
hektischen Fußgängerpassagen kurz inne. Man beobachtet die Künstler beim
Zeichnen, die Wahrsager haben ihre Karten bereit gelegt, die Männer spielen
Schach oder man schlummert einfach auf der Parkbank.
Interessant wie unterschiedlich die Städte doch sein können
:-) Wir besuchten die Kirchen und stillten unseren Kaffeedurst.
Wir tranken die Tage überhaupt viel Kaffee und verbrachten
viel Zeit damit den Chilenen einfach nur zu zuschauen. :-)
Die Hauptstadt des Landes liegt zu Füßen der Anden und sie
protzt nicht mit spektakulären Touristenattraktionen. Es ist eher der Kontrast
zwischen Wolkenkratzern, Kirchen, Kolonialbauten, lärmenden Straßenmärkten, dem
Häusermeer und dem dahinter aufragenden Schneegebirge.
Man merkt beim Spazierengehen, dass es eine mächtige,
selbstbewusste Metropole ist. Mit ihrem kulturellen Reichtum verblassen alle
anderen Städte. Santiago hat ringsherum alles zu bieten: Weinberge, Skipisten,
Badestrände, Naturwälder. Die Chilenen haben theoretisch viel Platz, doch über
11 Mio. (3/4 von ihnen), drängen sich in die Zentralzone – auf 15% der
Landesfläche.
Einen Überblick verschafften wir uns vom Cerro Santa Lucía. Ein
kleiner Park mit einem Aussichtshügel in der Stadtmitte. Wir hatten einen
schönen Blick über das Zentrum, aber klare Sicht sieht anders aus (wir konnten
die Anden erahnen). Es wirkt so surreal. Die vielen Hochhäuser aneinander
gereiht und im Hintergrund die Berge.
Aber die schlechte Sicht ist typisch für Santiago im Winter.
Wir haben gelernt, dass durch eine atmosphärische Inversion, bei der die
Kaltluft in der Höhe den Abzug der Industrie- und Verkehrsabgase blockiert, der
Smog in den Häuserschluchten hängen bleibt. Die Bewohner leiden darunter und
die Atemwegserkrankungen nehmen zu.
Nachdem wir auch das bunte Viertel Bellavista abgelaufen
sind, haben wir schon alles Wichtige gesehen…es blieb also Zeit zum Kaffee
trinken und um die Spezialitäten des Landes kennenzulernen. Das heißt viel
Avocado und fettig muss es sein.
An unserem letzten Tag in der Stadt gab es eine große
Demonstration von Studenten und Arbeitern im Zentrum. Unter Anderem für mehr
Unterstützung der Bildung. Im Hostel riet man uns besser erst später
rauszugehen. Solch Demonstrationen verlaufen wahrscheinlich nicht immer
friedlich ab. Am Nachmittag sahen wir dann auch die „Überreste“ der Demo. Die
Straßen waren nass von den Wasserwerfern und die Polizeipräsenz war noch irre.
Unsere Schritte wurden auch um einiges schneller, als hinter uns Steine
Richtung Polizei flogen und dann die Wasserwerfer wieder losgingen. Mittendrin,
statt nur dabei :-) Für uns ist alles glimpflich ausgegangen. Später erfuhren
wir aus dem Internet, dass Straßenblockaden gebrannt haben und einige
Demonstranten festgenommen wurden. Wir wollten ja Abenteuer :-)
Nachts 1 Uhr ging es mit dem Taxi zum Flughafen, nachdem wir
im Aufenthaltsraum einige Stunden rumgelungert hatten. Denn unser Flug nach
Lima stand so zeitig an, dass sich eine bezahlte Nacht in einem Hostelbett
nicht mehr gelohnt hätte. Aber als richtiger Backpacker muss man auch mal eine
Nacht auf dem Flughafen verbracht haben ;-)
1 Kommentar:
Hallo ihr 2 Weltenbummler,
Ich bin ich dann jetzt mal im Eiltempo "hinterher gereist" und muss sagen, dass ich wirklich sehr beeindruckt bin von den Bildern und euren liebevoll geschriebenen Texten. So ist man wirklich irgendwie Live dabei. Auch wenn mein Urlaub diesjahr nur in den Harz gehen wird und danach wohl auch erstmal Deutschland das Reiseziel Nummer 1 bleiben wird ... Aber ich weiß ja wofür! ;-)
Mich würde mal interessieren ob ihr jetzt schon englisch denkt? Also sprechen könnt ohne noch großartig nachzudenken?
Ich denke ihr werdet so viele Erfahrungen und Eindrücke bekommen haben, dass ihr die wohl euer Leben lang nicht vergessen werdet. Ihr erfüllt eure Träume, was wünscht man sich mehr?
Ich habe beim Sport auch eine über 60jährige kennengelernt, die mir immer von ihren Reisen erzählt hat. Unter anderem hat sie auch eine Rundreise durch Kuba gemacht und auch nur in so kleinen Hostels übernachtet, um wirklich Land und Leute kennenzulernen. Letztes Jahr war sie in Indien und hat sich u.a. Das Holi angesehen. Diesjahr war das ja hier der große Trend in Deutschland.
Aber scheinbar ist gerade das ältere Semester reiselustig und neugierig auf die große weite Welt!
Ich bin ja auch jemand der nicht bei Facebook ist, aber ihr habt mich überzeugt, ich bin jetzt hier euer Follower :-D
Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß auf eurer weiteren Reise und kommt irgendwann heil wieder.
Liebe Grüße
Kommentar veröffentlichen