Dienstag, 23. April 2013

Bali – Insel der Götter und Dämonen

Genauso interessant wie die Überschrift klingt, ist diese Insel auch. Für die, die Bali nicht kennen, wollen wir die Kultur etwas näher bringen. Man soll unsere Bilder schließlich auch verstehen. Jetzt kommen drei Wochen voll geballte Neuigkeiten! Wir hoffen, ihr habt Zeit… :-)

Bali ist von einer enorm großen Anzahl von Tempeln übersät. Sie sind in Reisfeldern, auf Märkten, in Höhlen, in Meeresbuchten, auf Felsen entlang der Küste, an Seen, auf entlegenen Bergspitzen, an Wegrändern usw. zu finden. Täglich werden den Göttern vor den Toren der Tempel Opfer in Form von frischen Blumen, Früchten, Reis und aus Reisstroh geflochtenen kleinen Figuren in Palmblattkörbchen dargebracht (dient auch zur Besänftigung der Dämonen). Ebenso gibt es in jedem Dorf drei Tempel und jedes Grundstück hat einen Familientempel.



Offizielle Angaben nennen rund 20.000 registrierte sakrale Bauten. Und nicht selten ist ein Tag, an dem irgendwo auf der Insel Odalan (Weihetag des Tempels) gefeiert wird. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, um den Tempel, die Straßen und die Gemeinschaftsgebäude prächtig zu schmücken. Alle sind aufgeregt, denn man erwartet die Ankunft der Götter. Sie, die an jedem Odalan von ihrem Sitz auf dem Berg herabsteigen um mit dem ganzen Dorf zu feiern, will man gebührend empfangen. Dann ist es soweit und alle ziehen in prächtiger Prozession, begleitet von Gamelanmusik, die Frauen kunstvoll zusammengestellte Opfertürme auf dem Kopf balancierend, zum Tempel. Dort angekommen beginnt erst das eigentliche Fest, die Opfergaben werden von den Priestern geweiht und an den Sitzen der Götter vorbeigeführt ...




Balinesische Tempel sind keine Relikte einer vergangenen Epoche, sondern vielmehr lebendige Stätten der Verehrung und des Gebets. Die Religion bestimmt den Tagesablauf, ein vom morgendlichen Opferritual bis zum abendlichen Einschlafen unterworfenes Leben.  Für die Menschen ist es Rückhalt und Stütze in einer sich wandelnden Welt. Mit Sicherheit auch ein Grund, warum die Balinesen sich in modernen Zeiten ihre Traditionen und ihre Identität bewahrt haben. Denn trotz Massentourismus pflegen sie ihre Rituale, dass haben wir bei unserer Rundreise gesehen.



Offiziell heißt die Religion der Balinesen 'Agama Hindu Dharma' – Ursprünge im indischen Hinduismus, aber auch Elemente des Buddhismus und dem früheren animistischen Glauben (magische Kräfte der Natur, beseelte Welt - man findet an solch heiligen Plätzen immer einen Tempel oder Schrein).
 
Die Inder brachten damals den hinduistischen Glauben nach Bali. Die neuen Einflüsse verdrängten den bestehenden Glauben (Animismus) nicht, sondern verschmolzen lediglich mit ihm. Als sich der Islam in der Region verbreitete, wurde Bali zum Zufluchtsort für Hindu-Intellektuelle und -Aristokraten und somit zur letzten Bastion des Hinduismus in Indonesien.

Als wichtigste Erscheinungsform der höchsten Gottheit tritt die hinduistische Dreieinigkeit ('Trimurti') auf. Dies sind Brahma (der Schöpfer der Welt), Vishnu (der Lebensspender und Bewahrer) und Shiva (der Todbringer und Zerstörer). Diese Götter findet man auch an den verschiedenen Tempeln wieder.

Ja, die Balinesen haben daraus einen eigenartigen Kult gemacht, der einzigartig ist und für uns so wahnsinnig interessant.



Auf dem höchsten Berg Balis, der heilige Gunung Agung, steht der Muttertempel Pura Besakih. Der wohl Bedeutendste. Denn auf den Bergen wohnen die Götter und dort ist somit das Zentrum des Universums. Die Leid und Unheil verursachenden Dämonen und bösen Geister hausen im Meer und in der Unterwelt. Diese Vorstellung hat vielfältige Auswirkungen auf das Leben der Balinesen, z.B. auf die Einrichtung eines Zimmers. So steht das Bett immer mit dem Kopfende an der zum Berg gerichteten Wand.



Jeder Balinese muss verschiedene Übergangsphasen, die als magisch gefährdet gelten, überwinden. Diese Wendepunkte werden von entsprechenden Zeremonien begleitet. Und hier gibt es viele davon, die Balinesen feiern ständig. Nicht ohne Grund wird Bali mit dem Wort Zeremonie übersetzt. Es gibt  Zeremonien für die Menschen selbst, für die Tempel, für die Priester. Um nur ein Beispiel zu nennen: im Alter von ca. 17 Jahren erfolgt eine der wichtigsten Zeremonien, nämlich das Zahnfeilen. Dabei werden die sechs oberen Vorderzähne abgefeilt, um den Menschen vom Tier abzugrenzen und den Jugendlichen von z.B. Faulheit, Habgier, Dummheit oder Eifersucht zu befreien. Das Negative im Körper soll nicht überwiegen. Nach dieser Zeremonie gelten die Jugendlichen als erwachsen und heiratsfähig. Auch die Geburt eines Kindes wird von zahlreichen Zeremonien begleitet, da wird dem Baby aber nichts angetan, da braucht man nur Gründe um zu feiern. :-) Denn Harmonie kann nur durch die Ausgeglichenheit der gegensätzlichen Kräfte erzielt werden.

Wir denken, dass ist genug Input. Haben hier und da ein paar Erklärungen aus dem Internet übernommen. Was die Schavan kann, können wir schon lange :-)




Zu unserer Entdeckungsreise… Wir haben Bali ruhig angehen lassen. Die erste Woche in Sanur merkten wir gleich, dass es hier viel touristischer zugeht. Wir sind noch verwöhnt von den Stränden Malaysias und Sanur kann mit seinem zugebauten Strand nicht mithalten. Und auch der Weg dahin war mühsam, da wirklich jedes Taxi (was jedes zweite Auto war) mit ständigem Hupen auf sich aufmerksam machte. Am Strandweg machten die balinesischen Frauen gleich weiter: Massage? Shopping? Die nächsten Tage fuhren wir die Küstenstraße mit dem Fahrrad ab, diese war mit zahlreichen Restaurants und Shops geschmückt. Am Pool genossen wir dann unsere Ruhe. Wir haben ja den Luxus uns Zeit zu lassen ;-)



Ein Abend in der Reggae Bar musste jedoch sein… und irgendwie fängt man nach ein paar Tagen an, sich hier doch wohl zu fühlen.



Los ging´s in der zweiten Woche mit unserem (deutschsprachigen) Reiseleiter Yoga. Immer mit einem Lächeln im Gesicht, brachte er uns Bali näher. Wir erlebten ein paar schöne Tage mit ihm. Die ersten zwei davon war er noch sehr ruhig, nicht gut für uns, denn wir waren wahnsinnig neugierig. Aber dann wurde er warm und wir hatten viel Spaß zusammen.







Bali steht für einmalig grüne Reisterrassen und die konnten wir auch genießen als wir durch die hügelige Landschaft fuhren. In Sideman schliefen wir auch in einem Hotel mitten in den Reisfeldern, die Aussicht war toll. Um die zahlreichen Tempel zu besichtigen fuhren wir überall hin, in die Berge, zum See, zum Meer, zu den Reisfeldern und in Höhlen. Eines Tages kam halt jemand auf diese besonderen Plätze und sagte, dass dieser Ort heilig ist. Und an solch heiligen Plätzen baut man auf Bali einen Tempel. Sie sind entsprechend dem Gott gewidmet, der dort „lebt“. Wir verbrachten also auch viel Zeit im Auto und sangen mit Yoga typische deutsche Lieder :-) 




Stopp machten wir bei einem traditionellen Markt und konnten verschiedene Früchte probieren. Und man sah so viele Bäume, an denen Papayas, Mangostinos, Schlangenfrüchte, Bananen, Durian, Orangen, Kaffee und Kakao wuchsen. 



Die erste Nacht verbrachten wir im Norden, in Lovina. Hier zieht sich schwarzer Lavastrand entlang der Küste. Nicht so gemütlich. Auch wenn uns die Insel mit ihren Stränden nicht wirklich beeindrucken konnte, holt sie in Sachen Landschaft, Kultur und Sehenswürdigkeiten alles wieder raus.



Um noch ein paar Sehenswürdigkeiten zu nennen: 
Pura Tanah Lot (Meerestempel). Sehr beeindruckend.



Pura Ulun Danu Bratan im Bratan See 



Wiharu Buddha Tempel



GitGit Wasserfall



Beji Tempel im Reisfeld



Aktiver Vulkan Batur. Nach den Ausbrüchen hat sich ringsherum ein Krater und der größte See Balis entwickelt, der Batur See.


Pura Uluwatu



Während der Tour gab´s zum Mittag sehr leckeres Buffet mit gigantischer Aussicht. Und überhaupt war das Essen hier immer appetitlich. Bevorzugt gab es Reis mit gedünstetem Gemüse, Satay Spieße mit Erdnusssoße, Chicken, Frühlingsrollen und alles mit verschiedenen Soßen… Oder einfach auch nur Nasi Goreng. Zum Nachtisch in Reismehl frittierte Bananen mit Kokosflocken und Palmzucker oder auch Black Rice Pudding. Vom Essen verstehen die hier was. Und alles wächst vor der Haustür…




Wir haben eine Kaffee- und Teeverkostung gemacht. Gibt viele leckere Sorten. Nur den Luwak Kaffee haben wir ausgelassen – Delikatesse für manch Kaffeeliebhaber ;-) Weiter gings durch traditionelle Dörfer, wo die Menschen, in der für sie sehr wichtigen Dorfgemeinschaft, mit festen Regeln leben.




Vorbei am Fledermaustempel ging´s nach Ubud –  dieser Künstlerort ist natürlich ein Muss. Zum Abschied hat uns Yoga sein Dorf und sein Grundstück gezeigt. Es war interessant zu sehen, wie die balinesischen Familien heute leben und ihre Kultur weiterhin besteht. Es gab Tee und frittierte Bananen… Und ein Mädchen-Piepmatz als Familienmitglied ;-) 



Auch hier mussten wir wieder Goodbye (oder see you again) sagen, aber darin sind wir geübt. Es waren schöne 5 gemeinsame Tage. Wer also mal einen Reiseführer auf Bali braucht…sagt Bescheid (wir bekommen keine Provision dafür).

Es war auch mal eine Erfahrung an dem überfüllten Straßenverkehr (als Beifahrer) teilzunehmen. Als Fußgänger sieht das immer wahnsinnig chaotisch aus und alle sind nur am Hupen. Aber im Auto geht’s weniger aggressiv zu. Es ist ein entspanntes Autofahren, kaum zu glauben, aber wahr. Gehupt wird eigentlich „nur“, wenn jemand signalisieren will: Vorsicht, ich komme/ich überhole. Bei uns dagegen wird nur zum Ausdruck gebracht: „Ey, du Spinner!“. Jeder nimmt sich die Vorfahrt, wie er will und man wird ohne jammern reingelassen. Vorfahrt oder Kurve schnippeln – kein Problem. Beim Überholen die anderen ausbremsen – kein Problem. Denn wenn man hupt, hat man es angekündigt und alles ist in Ordnung. Nach so vielen Tagen im Auto, haben wir Yoga nicht einmal fluchen hören ;-)

Wir erkundeten noch dieses wunderbare Künstlerörtchen, wo es Spaß macht durch die Straßen zu schlendern, hier gibt es viele Cafe´s und Shops mit Holzfiguren, Klamotten, Schmuck und und und... Wenn doch der Rucksack nicht schon so voll wäre …. Auch die Unterkünfte sind hier sehr stilvoll. 

 



Die hartnäckigen Händler sind jedoch überall ein Alptraum, wie in Sanur ging es auch in den anderen Städten weiter…. Shopping? Massage? Transport?  Man kann die Balinesen nur ignorieren, was uns natürlich schwer fällt, wir lachen doch so gerne ;-)

Vielleicht sollten wir noch erwähnen, dass wir hier immer wieder angesprochen wurden, ob wir Schwestern sind??? Mh, wir sind beide klein und haben blaue Augen… aber das müssen wir nicht verstehen. Aber ich (Anett) seh doch nicht wie eine Russin aus? :D

Ebenso ein Muss: Barong Tanz anschauen. Die schönen kostümierten Frauen, wo jede kleinste Bewegung auf die Musik abgestimmt ist. Charakteristisch sind die gespreizten Finger (soweit können wir unsere nicht biegen) und die Augenbewegung zu den Klängen der Gamelanmusik.



Kuta hätten wir wohl auslassen können. Dieser Ort hat nichts mehr mit Bali zu tun. Für Surfer und Partybegeisterte ist es wohl das Reiseziel schlechthin. Man kann es gut mit dem Ballermann vergleichen. Eine Nacht reicht uns aus. Überhaupt ist es nachts unheimlich durch die Straßen zu laufen, da an jeder Ecke Hasch oder Magic Mushrooms angeboten werden. Neeee nix für uns – wir bevorzugen andere Partynächte :-)

Deshalb ging es weiter nach Ulu Watu. Ein kleines Fleckchen Paradies, vor allem für die Surfer. Durch die Felsen hat man ein super Blick auf die Klippen und das Meer. Hier kann man die wahnsinnige Aussicht und Ruhe genießen oder bei einem Kaffee die Surfer beobachten. Irgendwie ein tolles Flair.



Bevor sich die drei Wochen zum Ende neigen, hieß die letzte Station: Jimbaran. Bis auf ein paar große Hotels wirkt es nicht ganz so touristisch. Das mögen wir. Die ganzen Eindrücke der letzten Wochen verarbeiteten wir abends am Strand bei lecker gegrilltem Fisch… und Ines bei langen Strandspaziergängen (wo immer mal wieder erklärt werden musste, wie schon öfter auf dieser Reise „no, i’m not from Russia“) Anett nutzte die Zeit um ihre Erkältung auszukurieren, bevor wir uns in die Großstadt Bangkok stürzen.



Wir haben Gott sei Dank auch Balinesen kennen gelernt, die uns ehrliche Freundlichkeit entgegen brachten und uns vom Gegenteil überzeugen konnten. :-) …wir durften wieder lächeln. Sie sind weltoffen und den Touristen sehr dankbar. 

Auch für ein Schulprojekt haben wir gerne hergehalten und am Strand Schülern ein englisches Interview gegeben. Fast jeder Balinese spricht Englisch und bei den meisten Zeremonien ist man willkommen. Denn 80% leben vom Tourismus.



Wir werden Bali in Erinnerung behalten mit seinen saftig grünen Reisterrassen, unzähligen Tempeln, mit den traditionell gekleideten Männern in ihren Sarongs und dem kunstvoll um den Kopf geschlungenen Tuch, mit der allgegenwärtigen Gamelanmusik und dem Räucherstäbchenduft der Opfergaben, die man vor jedem Haus und jedem Laden sieht.

Ach, und Hati Hati :D



Selamat Jalan – Auf Wiedersehen/gute Reise. Jetzt haben wir so fleißig indonesisch gelernt (was mit malaiisch gleichzusetzen ist), dass wir uns nicht nur von Bali verabschieden müssen, sondern auch von der Sprache (die uns irgendwie gefällt) ;-)

Da ihr solange warten musstet, gibt´s hier noch ein paar Schnappschüsse für euch. Und ich weiß NICHT von wem Ines träumt - ich bin einfach nur müde, es war früh am Morgen ;-) 




Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)