Mittwoch, 25. September 2013

Costa Rica – Pura Vida!



Mit Peru hatten wir unseren letzten Stopp in Südamerika, nun ging es mit dem Flieger nach Mittelamerika, Costa Rica. Gleiches Prozedere wie immer am Flughafen, das ist mittlerweile wie Busfahren ;-) Falls ihr in Geographie nicht aufgepasst haben solltet, Costa Rica ist platziert zwischen dem krisengeschüttelten Nicaragua und dem wegen des Kanals bekannten Panama. Im Westen grenzt es an den Pazifik, im Osten an das Karibische Meer.
 
Sonnenuntergang in Tamarindo

Costa Rica heißt übersetzt „reiche Küste“ und es stimmt, dieses Land ist unglaublich reich an Natur. Nirgendwo sonst auf der Erde findet man eine solche Artenvielfalt auf so engem Raum. Erfreulich ist auch, dass das kleine Land (51.200 km2, ungefähr so groß wie die Schweiz) seine Naturschätze für die nachfolgenden Generationen erhalten will. Mehr als ein Viertel des Landes sind Nationalparks und geschützte Gebiete. Es gibt Regenwälder, Bergketten, Vulkane, schwarze und weiße Sandstrände, karibische Lagunen, handtellergroße Schmetterlinge und winzig kleine Kolibris. 


Cloud Forest, Monteverde
Nationalpark Manuel Antonio

Die Einheimischen zählen deshalb auf Ökotourismus. Synonym für naturnahes, umweltverträgliches Reisen. Dazu gehören viele niedrige Hotelbauten aus natürlichen Materialen, die sich der Landschaft anpassen und der Vorrang  einheimischer Produkte vor importierten. Die Restaurants werben mit selbstgemachtem Essen, Shops mit handgemachtem Schmuck.



Costa Rica, das Land ohne Krieg und ohne Kälte, lebt aber nicht allein vom naturverträglichen Aktivurlaub, sondern auch vom Kaffee- und Bananenexport. Zahlreiche Bananenplantagen prägen ebenso das Bild dieses Landes. Und wir können bezeugen, der Kaffee hier ist irre lecker :-)



Unser erster Anlaufpunkt war natürlich die Hauptstadt San José. Wir haben ja mittlerweile einige Hauptstädte gesehen und diese ist mit Abstand -sorry Costa Rica- die Hässlichste. Diese Stadt hat absolut nichts zu bieten. Auch die Menschen haben wir uns hier, ja wie sollen wir sagen, etwas anders vorgestellt ;-) So verweilten wir nur kurz. Außerdem brauchten wir nach dem kühlen Klima in den Anden Sonne und Strand. Also hieß es ab in den alten, wackligen Bus und auf zur Pazifikküste im Westen des Landes…




Pazifikküste


Die weitgeschwungene Bucht von Tamarindo gefiel uns auf Anhieb. Es ist ein kleiner Touristen-Surfer-Ort. In der Hauptsaison zwischen November und April wird er von US-amerikanischen Besuchern heimgesucht. Aber jetzt in der Nebensaison war der Ort ruhig. Uns kam ein Gefühl auf wie in Südostasien, die Atmosphäre und endlich wieder Sand unter den Füßen und Salz auf der Haut. Wir waren glücklich und packten natürlich als Erstes die Flip Flops aus :-)






Stichwort Nebensaison, eigentlich unser Glück, da alles etwas günstiger war. In der Hauptsaison ist man als Backpacker mit einem geringen Budget etwas aufgeschmissen. Nebensaison heißt natürlich auch Regen. Ab späten Nachmittag (aber auch nicht täglich) war damit zu rechnen. Dafür war der Vormittag meist sonnig und schön, also gar nicht so schlimm. Und ja, wir waren vormittags schon wach.



Außer Strandspaziergängen, Lesen und Sonne genießen haben wir in den vier Tagen in Tamarindo nicht viel gemacht. Oder doch… Wir haben andere Reisende inspiriert :-) Ja, wirklich. Mittlerweile zählen wir zu den „alten Hasen“ im Backpackergeschäft und wenn man erzählt, dass man schon seit über sieben Monaten reist und seinen Job gekündigt hat, wollen die Leute mehr wissen. So saßen wir abends in unserem netten Hostel und haben Fragen beantwortet.




Die Busfahrten sind hier glücklicherweise nicht so lang. Ein Naturschutzreservat stand auf dem Plan. So sind wir in die Berge nach Santa Elena gefahren, um im Cloud Forest wandern zu gehen. Und dieser machte seinem Namen alle Ehre, denn es hingen meist dicke Wolken über den bewaldeten Hügeln. Beim Wandern im Regenwald bekamen wir einen Eindruck, wie dieses Land früher einmal ausgesehen haben mag. 





Wir wollten wieder Reiten. Diesmal ging es nicht durch die argentinische Pampa, sondern über Stock und Stein quer durch den Wald, so dass wir ab und zu auf unsere Knie aufpassen mussten, wenn wir allzu dicht an einem Baum vorbei geritten sind. Es hat uns wieder riesen Spaß gemacht und der Schwierigkeitsgrad stieg. ;-) Wir werden doch nicht ein neues Hobby entdeckt haben? Auf jeden Fall steht nun noch „Reiten am Strand“ auf unserer Bucket List :-) 






Im Wald gab es einen großen hohlen Baum, den man hinauf klettern konnte - von innen. Manchmal lustig, was die Natur zu bieten hat.




In der Umgebung von Santa Elena gibt es außerdem viele Kaffeeplantagen. Wir haben zwar keine besucht, aber dafür eifrig Kaffee getrunken, am Straßenrand sitzend und das Treiben in dem kleinen Ort beobachtend.





Zum Essen gab es Reis und schwarze Bohnen, denn dies sind die Basiszutaten für das costa-ricanische Nationalgericht casado. Das bedeutet „verheiratet“, denn es ist das, was den Tico angeblich täglich und für den Rest seines Lebens erwartet, wenn er eine Tica (Costa-Ricanerin) heiratet: Reis und schwarze Bohnen, Salat, gebratenes Fleisch und gebratene Kochbananen.


 
Zurück an der Pazifikküste hieß der nächste Stopp Manuel Antonio mit dem gleichnamigen Nationalpark. Der kleinste, aber einer der beliebtesten Nationalparks von Costa Rica bietet nicht nur ursprünglichen Regenwald, Eidechsen, Affen und Faultiere, sondern auch drei schöne Sandstrände. 






Die man auch genießen könnte, wären da nicht die frechen Waschbären, die einem das Essen klauen wollen. Und es auch erfolgreich geschafft haben… Naja, wir wollten ja eh auf unsere Bikinifigur achten ;-)
 

Als wir von den Waschbären und Affen zu einem etwas ruhigeren Strandabschnitt geflüchtet sind, waren wir froh in Ruhe schwimmen zu gehen (soweit es durch die Strömung möglich war). Aber da lauerte auch schon das nächste Abenteuer. Anett aalte sich in der Sonne, als sie von einem Pärchen angesprochen wurde und plötzlich anfing zu winken, ich solle schnell aus dem Wasser kommen. Denn ein paar Meter weiter wurde ein Krokodil im Wasser gesichtet!! Krass. Und es gab keine Warnhinweise im Nationalpark. 



Eigentlich wollten wir den Ort Jacó auslassen, da er einen schlechten Ruf hat und man uns in San José davon abgeraten hatte. Letztendlich wollten wir uns von dem Surfer-Mekka doch einen eigenen Eindruck verschaffen.



Die Bucht mit dunklem Lavastrand und einer starken Brandung ist zum Baden nicht geeignet. So saßen wir einfach nur da und haben die Surfer beobachtet. Ansonsten hat dieser Ort seine besten Zeiten schon gesehen. Von touristischem Rummel oder Drogenkriminalität und Prostitution, wovor man uns gewarnt hatte, haben wir nichts mitbekommen.





Man hat nichts verpasst, wenn man Jacó nicht gesehen hat. So war es für uns an der Zeit die Küste zu wechseln. Wir wollten ja schließlich noch karibisches Flair genießen.



Wir mussten meist über die Hauptstadt fahren um ans Ziel zu kommen. Das Land ist zwar nicht groß, aber es ist etwas nervig immer nach San José zurück zu müssen, den anderen Busterminal zu suchen und dann erst weiter zu kommen. Jede Busgesellschaft hat ihren eigenen Sitz, somit ist es irgendwie umständlich.

Karibikküste


Während im übrigen Costa Rica 98 Prozent der Bevölkerung hellhäutig sind, leben in der Provinz Limón an der Karibikküste ein Drittel Schwarze, Nachkommen der für die Arbeit auf den Plantagen und den Eisenbahnbau von den Westindischen Inseln geholten Menschen. 



Viele sprechen einen englischen Dialekt, der auf Jamaika gebräuchlich ist. Nicht nur die Sprache, auch der Lebensstil unterscheidet sich hier vom übrigen Land – Musik, Küche und Wohnstil sind karibisch geprägt.




Wir waren in Puerto Viejo de Talamanca gelandet, kurz vor der Grenze zu Panama. Es ist ein touristischer Ort, aber irgendwie spürt man dies nicht so. Es fühlt sich dennoch ursprünglich an. Wenige asphaltierte Straßen, schiefe, bunte Holzhäuser und kleine Restaurants, wo sich die Einheimischen treffen. 



Wie sahen unsere Tage hier aus? Mit dem Rad sind wir die Küste entlang gefahren, haben schöne Strände entdeckt, die Ruhe genossen und abends in der Hängematte beim Meeresrauschen relaxt. Wir waren angekommen im Paradies! 





Und uns wurde mal wieder bewusst, was für ein entspanntes Leben wir führen. Ausschlafen, Kaffee trinken, sich in die Geschichte eines Buches verlieren und sich die einzige Frage des Tages stellen: wo gehe ich heute Essen?

Wir sind uns einig, Puerto Viejo de Talamanca ist ein „gefährlicher“ Ort, da er süchtig macht und man hier einfach bleiben will. Kein Wunder, dass wir auch ein paar Auswanderer trafen. Auf unserer Beliebtheitsskala rangiert dieser Ort gleich hinter Langkawi in Malaysia. 







Am Ende des Trips haben wir das Costa Rica hier entdeckt, so wie man es sich vorstellt: endlose, einsame Strände (ohne Felsen, glasklar, ohne Wellen – also nicht nur schön anzusehen sondern auch perfekt zum Schwimmen), Palmen, üppiges Grün, lateinamerikanische Rhythmen, Reggaemusik und entspannte Menschen, die das Leben genießen. Uuuuuuund, es gab keinen Regen die Tage! ;-)






Die drei Wochen waren viel zu schnell vorbei und am Ende hätten wir gern noch ein paar Tage länger hier verweilt, aber Mexiko, unser letztes Reiseland, wartete auf uns. Wir fuhren nach Alajuela, ein nettes Städtchen unweit von San José. Es war sozusagen unser Sprungbrett zum Flughafen und wir mussten nicht nochmal in der Hauptstadt übernachten.



Wir haben mit Puerto Viejo einen schönen Flecken Erde entdeckt und unser Herz an diesen Ort verloren, aber man darf nicht vergessen, dass Costa Rica ein teures Land ist. Für Essen, Unterkunft usw. muss man einiges hinlegen und wir können aus Erfahrung sagen, dass man in Südostasien für weniger Geld mehr bekommt. Wir hatten hier öfter das Gefühl, dass das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt. Und wir haben uns gefragt, was Costa Rica eigentlich mit dem ganzen Geld macht. Die Hauptstadt Aufhübschen wäre eine Idee oder Krokodil-Warnschilder für die Nationalparks :-) Aber wer die Natur mag, wird dieses Land lieben. 


Die Phrase Pura Vida hört man in Costa Rica tagtäglich und überall. Diese stammt nicht von hier, sondern wurde im Jahre 1956 vom mexikanischen Kinofilm "Pura Vida!" von Gilberto Martínez Solares in den Sprachgebrauch der Ticos aufgenommen. Pura Vida (frei übersetzt: das wahre Leben, ein glückliches Leben oder don´t worry be happy) drückt die Lebensphilosophie der Costa Ricaner aus. Häufig begrüßt man sich mit diesen Worten oder stimmt einer Sache damit zu. Ausländer verbinden den Ausdruck oftmals mit den Lebensstil der Ticos locker und leicht zu leben. Jedoch steckt eine Geschichte eines ganzen Volkes dahinter. Pura Vida stellt den Zusammenhalt, das Überwinden von Problemen und die Akzeptanz zueinander dar. Egal wie schlecht es einem geht, es könnte noch schlechter sein. Es wird nicht gemeckert, sondern eher das Positive gesehen. Davon können wir Deutschen uns ne Scheibe abschneiden :D Das Leben in vollen Zügen zu genießen ist die Hauptbotschaft dieser zwei Worte. In diesem Sinne:


  
Das tun wir natürlich weiterhin, gerade in Mexiko in Bacalar direkt am See. Traumhaft hier!

Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)