Donnerstag, 5. September 2013

Peru – zweiter Teil



Cusco – eine Stadt zum Wohlfühlen

…und wieder hieß es halb 7 Uhr aufstehen. Mit dem Bus fuhren wir ungefähr sieben Stunden von Puno nach Cusco. Einst war es die Hauptstadt und das Herz des Inka-Imperiums, der „Nabel der Welt“, wie die Inka ihre Stadt nannten. Uns gefällt diese Stadt auf Anhieb. Auch weil sie so interessant ist, auf Schritt und Tritt stößt man in den Straßen und Gassen auf Zeugnisse der Geschichte. Alte Inkamauern, spanische Kolonialbauten und natürlich ist sie Ausgangspunkt des sagenumwobenen Machu Picchu. Aber zunächst erkundeten wir diese Stadt zu Fuß und schlenderten durch die schmalen Gassen.





Es wirkt sehr modern und die Plaza de Armas ist das Herz der Stadt. In der Mitte steht der Sonnenkult der Inka, auf der Nordseite befindet sich die Kathedrale, gleich daneben noch eine Kirche, die Grundmauern stammen ebenso aus der Zeit der Inka. Der restliche Platz ist von Arkadengängen  umgeben mit vielen Restaurants und Geschäften.





Peru hatte in der Vergangenheit mit vielen schweren Erdbeben zu kämpfen. Immer wieder mussten in den nachfolgenden Jahrhunderten die kolonialspanischen Bauwerke aufgebaut werden, dagegen überstanden die Mauern der Inka bis heute. In der längsten und  gut erhaltenen Mauer des ehemaligen Palastes des Inca Roca gibt es den berühmten zwölfeckigen Stein. Beeindruckend ist, wie passgenau er behauen und in das Mauerwerk eingefügt wurde, so dass sie keinen Mörtel benötigten. Diese Gasse ist wirklich ein schönes Beispiel der Kunst der fugenlosen Verblockung riesiger Steine.




Man könnte endlos Seiten über die Geschichte der Inkas schreiben, aber das wollen wir jetzt nicht ausweiten, wen es interessiert, der fragt seinen Freund Google. Und es ist interessant ;-)  

Wir blieben insgesamt 5 Nächte, die Zeit verging wieder wie im Flug, aber das war es uns wert :-) Wir lieben es ja uns einfach an die Plaza zu setzen, Kaffee zu trinken und das Treiben der Menschen zu beobachten, vor allem der Indigenas. Ein perfekter Ort um in die Kultur einzutauchen.




Peru ist das Stammland der Meerschweinchen. Für die Inkas waren sie schon wichtige Fleischlieferanten. Und da haben wir es, das Stichwort. Jedoch müssen wir euch enttäuschen. Wir standen vor dem Restaurant und brachten es nicht übers Herz diese süßen, kleinen Meerschweinchen zu essen… Wenn wir das unseren Kindern später erzählen, was sollen sie von uns denken? ;-)



Dann klapperten wir die Touristenbüros ab. Der Ausflug zum Machu Picchu ist so wahnsinnig teuer. Die Preise steigen seit Jahren an und haben inzwischen ein Niveau erreicht, bei dem zumindest wir Rucksacktouristen überlegen, die Gegend zu meiden. Es steht einfach nicht mehr zum Verhältnis. Aber Peru ohne dieses Ereignis? Undenkbar. Also schlugen wir uns durch die Büros und ergatterten ein Angebot für die Hälfte vom üblichen Preis. Das hieß, wir fuhren nicht die Touristenroute durch das heilige Tal, sondern mit einem Van nach Santa Teresa, direkt zum Vorort vom Machu Picchu bzw. die letzten paar Kilometer sind nur mit dem Zug zu erreichen oder zu Fuß. Somit durften wir nach sechs Stunden Busfahrt drei Stunden entlang der Zugstrecke wandern. Das war der schönste Teil des Tages.





Denn die Fahrt hatte es in sich. Nun wissen wir, warum es so billig angeboten wurde. Passenderweise lief im Radio „Highway to hell“ von AC/DC.  Das beschreibt die Fahrt, die eigentlich nur aus Kurven bestand, ziemlich genau. Unser Magen wurde ordentlich strapaziert beim Überqueren eines Passes von 4.300 m Höhe. Das war ja noch der gemütliche Teil, denn es ging drei weitere Stunden auf nicht asphaltierten Straßen weiter. Uns hing das Herz schon etwas in der Hose, wir wollten doch noch nicht sterben?! Die Landschaft war wirklich schön, aber die Kreuze am Straßenrand beängstigend.
Wie ihr erahnen könnt, haben wir es überlebt. ;-) 




Es war dunkel als wir in Aguas Calientes angekommen sind und nach einem Abendessen mit unserer Gruppe ging es schnell ins Bett. 



Ja, denn halb 5 klingelte der Wecker, damit wir uns 5 Uhr an der Busstation anstellen konnten. Wir waren noch 20 Minuten Fahrt und 20 Kurven vom Machu Picchu entfernt. Dann wurden die Massen hochtransportiert. Ebenfalls wieder warten und anstehen. Gegen 7 Uhr konnten wir nun endlich den ersten Ausblick genießen, der noch ziemlich neblig war. Wir hatten einen Guide mit dem wir ca. eine Stunde gelaufen sind und ein bisschen was über die Geschichte erfahren haben. Schon wahnsinnig beeindruckend wie die Inkas damals gelebt haben, wie schlau sie schon waren in Sachen Architektur, Landwirtschaft und Astronomie. 



Die Stadt liegt wirklich wie verwunschen zwischen den mächtigen Bergen. So langsam verschwindet der Morgennebel und gibt einen Blick über die Ruinenstadt frei, die tatsächlich so aussieht, wie man sie von unzähligen Fotos kennt. 



Wir lösten uns von der Gruppe und genossen die Aussicht…



„(…) Alsdann fanden wir uns in der Mitte eines tropischen Waldes wieder, unter dem Schatten der Bäume konnten wir eine große Menge alter Mauern ausmachen, die Ruinen von Gebäuden aus Granitblöcken, einige von ihnen waren wunderschön im höchst verfeinerten Stil der Inka-Architektur ineinander gepasst. (…) Dies brachte mich zu der Überzeugung, dass sich Machupicchu als die größte und wichtigste Ruine erweisen könnte, die in Südamerika seit der Eroberung durch Spanier entdeckt wurde.“ Hiram Bingham, 1913



Bis heute ist die Geschichte jedoch rätselhaft, es ist wenig über die auf 2.400 Meter Höhe liegende Inkastadt bekannt. Die Theorien sind jedoch abenteuerlich. Die plausibelste Erklärung ist überraschend einfach: Wahrscheinlich diente die in gemäßigter Höhenlage errichtete Festung mit ihrem milden Klima dem Inkaherrscher in den kalten Andenwintern als Rückzugsort.




So, dann stand ja „nur“ noch die Rückfahrt nach Cusco bevor. Die Wanderstrecke sind wir am nächsten Tag mit dem Zug zurück – man muss auch mal Perurail gefahren sein ;-) 



Haben wir erwähnt, dass die Hinfahrt schon der Horror war? Ein Kinderspiel im Vergleich zurück. Es lagen wieder drei Stunden Schotterweg entlang des Abgrundes vor uns. Es wurde langsam dunkel, wir haben uns Gott sei Dank die zwei Plätze ganz vorn gesichert. Das Gute an der Dunkelheit war, dass man den Abgrund nicht mehr gesehen hat, aber Nebel tat sich auf. Unser Fahrer Orlando bekreuzigte sich mehrmals und sagte, er hoffe, wir sterben nicht. *schluck* Ach so… Ja, wir hoffen das ebenso nicht. Oben in den Bergen schlängelten wir uns im dichten Nebel die kurvigen Straßen entlang… Er sitzt seit acht Uhr morgens hinterm Steuer und es ist fraglich wie er das packt. Wir hielten ihn also wach und konzentrierten uns ebenso auf die Straße. Orlando bedankte sich danach herzlich bei uns, er war sich der Gefahr bewusst.

Am letzten Abend in Cusco gab´s natürlich Cusqueño… mit Orlando :-)




Pisco – wo das Meer die Wüste küsst
 


Wir kamen um eine Nachtfahrt nicht drum herum. Sechzehn Stunden fuhren wir nach Ica, dort sind wir umgestiegen und es ging eine weitere Stunde nach Pisco. Ein kleiner beschaulicher, ruhiger Ort. Typisch peruanisch und nicht sonderlich spektakulär. Was wohl auch an dem schweren Erdbeben 2007 liegen mag, welches die Stadt zu 85 Prozent zerstört hat.  

Diesen Ort nutzten wir eigentlich nur als Ausgangspunkt auf die Halbinsel Paracas. Auf dem Plan stand eine Bootstour zu den Islas Ballestas. 



Am Küstenhang sieht man ein in den Wüstenboden gekerbtes Bild – El Candelabro (Kandelaberkaktus). Die Urheber sind bis heute ungeklärt und wozu es gedient haben mag ist rätselhaft. Vermutet wird, dass es Seefahrern und Fischern als Orientierungspunkt dienen sollte. Ähnlichkeiten mit den Bodenzeichnungen von Nasca sind jedoch unverkennbar. 



Kurze Zwischeninfo: die Geoglyphen in der Wüste von Nasca sind in ihren Ausmaßen von bis zu 300 Metern nur vom Flugzeug aus zu erkennen. Es sind gigantische Dimensionen. Die Bodenzeichnungen sollen Menschen- und Tierfiguren nachstellen. Nur weil es in dieser Region  so gut wie nie regnete, blieben die Kunstwerke über 1500 Jahre lang erhalten. Wir selber waren leider nicht vor Ort, man kann als sparsamer Backpacker nun nicht alles mitmachen ;-)



Zurück zur Bootstour. Die Klippen der Inselgruppe sind die Heimat Zehntausender Seevögel. Dabei ist die Zahl nicht übertrieben. Ebenso misten und nisten Pelikane, Guanay und andere Vogelarten. 

 
Vom Boot aus sahen wir ebenso das Zuhause von Pinguinen und Seelöwen. Sie aalen sich in der Sonne und schimpfen auf die fotografierenden Eindringlinge ;-)





Wieder an Land fuhren wir mit einem kleinen Van in ein Naturschutzreservat. Hier kann man bizarre Felsformationen anschauen – die Ausblicke waren grandios. Wir hielten an verschiedenen Punkten an und konnten Fotos machen, soweit wir nicht vom Wind weg geblasen wurden.






Sechs Wochen waren nun schon wieder fast rum. Wir haben viel gesehen, gelernt, gestaunt und Ängste durchlitten. Alles hat sich gelohnt ;-) Die letzten zwei Tage ging es ins drei Stunden entfernte Lima. Zum Schluss wurde es nochmal spannend als wir in ein inoffizielles Taxi gestiegen sind (man hat ja nicht genug Schlechtes gehört) – ist aber nochmal gut gegangen :-) 



 Lima – trübe Zeiten in der jedoch nicht trostlosen Stadt

Wir sind untergekommen im schönen Stadtteil Miraflores, wo wir uns durch die große Polizeipräsenz sicher fühlten. Ein paar Straßen weiter jedoch wird es ungemütlicher, weshalb wir manche Ecken lieber gemieden haben. Diese Stadt ist sehr modern und ein kompletter Unterschied zum Rest des Landes. Hier sieht man keine Indigenas mehr, sondern hauptsächlich Mestizen. 



Jedoch ist Lima eine Stadt mit Gegensätzen. Grau vom Staub der Wüste, umschlossen von elenden Siedlungen, im Zentrum historische Bauten und vornehme Viertel, die alle Annehmlichkeiten des Lebens bieten.





Es ist ebenso ein Anziehungspunkt für Hoffnungslose. Ende der 50er setzte die große Landflucht der indigenen Bevölkerung ein, die, auf der Suche nach einem Auskommen, nach Lima strömten. Die Stadt platzt mittlerweile aus allen Nähten…

Unser Hostel war nicht gerade modern, sondern eher billig. Der Ausblick schockte uns ein wenig, jedoch war das Personal so nett und hilfsbereit, dass wir uns schnell wohlfühlten. Im Nachhinein waren wir sogar froh, in genau diesem Hostel gewesen zu sein, da wir nicht nur lustige Videoabende hatten, sondern es in einem typischen peruanischen kleinen Häuschen war und wir so am Leben der Peruaner etwas näher dran waren.




Miraflores liegt direkt an der Küste, somit konnten wir schöne Spaziergänge machen. Man läuft an den Parks, Shopping-Centern und Villen vorbei. Leider nicht bei bestem Wetter, denn im peruanischen Winter liegt Lima unter der garúa, einem dichten Nebelschleier. Die Sonne ist über Monate kaum zu sehen. Nix für uns! Deshalb ab in den Flieger nach Costa Rica. ;-)





Brandaktuell: Wir sind gerade in Jacó. Die fünfte Station in Costa Rica. Näheres gibt’s natürlich später. Stay tuned! :-)


Noch was Kulinarisches?

Die peruanische Küche basiert vielfach auf traditionellen Rezepten aus der Inkazeit. Erfolgreichster Exportschlager aller Zeiten ist die Kartoffel. Das wichtigste Grundnahrungsmittel in den Anden ist jedoch der Mais, den übrigens bereits die Inka zu Popcorn verarbeiteten.



Neben den Meerschweinchenbraten finden sich auch Alpaka- und Lama-Steaks auf der Speisekarte – ebenso nicht probiert! 

 
Was wir aber probiert haben: Quinoa Suppe (proteinhaltiges Getreide) und Ceviche (rohe Fischstücke in Limettensaft mit Zwiebeln und Aji).





…die Durstlöscher: bereits im letzten Beitrag erwähnt, die Inca Kola – das giftgelbe Gebräu schmeckt nach Gummibärchensaft mit Kohlensäure. Die Peruaner lieben es.

Den Traubenschnaps Pisco (der auch aus der Umgebung Pisco stammt) gibt es in den verschiedensten Varianten. Ausgefallen gut schmeckt er als Pisco Sour. Aber vorsichtig, könnte man trinken wie Brause ;-) Zutaten:  3 Teile Pisco, 1 Teil frisch gepressten Limonensaft, 2 TL Zucker, 1 Eiweiß, Angostura und Eiswürfel – mixen und genießen. Köstlich.

Etwas ausgefallen ist Chicha: ein Maisbier, das geschmacklich an kalten Kinderpunsch erinnert. Aber die traditionelle Herstellung ist nicht jedermanns Sache: man setzt Mais an und kaut ihn, durch den Speichel setzt die alkoholische Gärung ein. Diese andine Bierbraukunst ist mindestens 1400 Jahre alt. Aber hauptsächlich wird heute nur noch industriell erzeugte Chicha serviert. Auf dem Land gibt es vielleicht noch das traditionell hergestellte Gebräu.



Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)





3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schöne Bilder von Euch Man kann sehen das es Euch gut geht.Vinc und Max haben eine Woche Schule schon hinter sich.Ich und Gü. fahren jetzt auch weg .Wir gehen zum Umzug nach Freyburg zum Winzerfest. Stoßen auf euch an. Das Tantchen aus LE

Anonym hat gesagt…

Es ist der Wahnsinn ,was Ihr erlebt.Man braucht schon Mut um solche Touren zu unternehmen.Vom betrachten der Bilder wird einen schon bange. Naja ,alles überstanden. Toll!!! Ja wir schreiben September und was soll ich sagen,die letzte Station hat begonnen. Genießt Mexico und ich hoffe,wir können noch 1-2Berichte im Blog lesen. Ich denke uns fehlt in der Zukunft was. Viel Spass weiterhim.

Mesalunita‘s Blog hat gesagt…

Hallo ihr zwei, eure Reise ist fast vorbei und der Blog bald beendet? Wie schade!
Genießt eure letzten Tage nochmal, hier habt ihr Wettertechnisch nichts verpasst.

Anett, ich freu mich schon auf ein wiedersehen!

Bis später