Mittwoch, 31. Juli 2013

Chile – Abstecher ins Vertraute



Das lange, schmale Land am Ende der Welt vereint fast alle Klimazonen und enorme landschaftliche Kontraste. Endlose Wüsten, feuerspeiende Vulkane, Weinfelder, Felsenfjorde, Strände, Urwälder und Gletscher. Hier findet man Einsamkeit in märchenhaften Nationalparks und man könnte endlos schwärmen.





Chile ist doppelt so groß wie Deutschland, aber es gibt nur 16 Mio. Einwohner. Sie haben einen guten Lebensstandard und sind sehr ehrgeizig und fleißig.

Die Chilenen überraschen mit ihrer unaufdringlichen Freundlichkeit, dass muss man wirklich sagen, kaum über der Grenze und man merkt einen großen Unterschied zu Argentinien. Dieses Land gilt auch als das sicherste Südamerikas. Typische Latinos? Fehlanzeige.



Pucón – Wellness, nicht nur für die Seele


Nach unserer letzten Station in Argentinien ging es mit dem Bus nach Pucón, in die sogenannte „chilenische Schweiz“ (nach ständigem Ein- und Aussteigen – Passkontrolle, Buswechsel). Hier ist alles ein bisschen wie in Nordeuropa, aber zugleich auch ganz anders: wilder, ungezähmter, kontrastreicher. In dieser Gegend gibt es tiefblaue Seen, in denen sich die schneebedeckten Kegel der Vulkane spiegeln. Ok, von Vulkanen war bei uns die ersten Tage nix zu sehen. Es regnete, regnete und regnete. War aber nicht schlimm, denn wir waren in einem netten Hostel untergekommen. Ach was Hostel, wir hatten ein ganzes Häuschen mit Kamin für uns! Es war hier sehr familiär und wir fühlten uns gleich wohl.


Das Beste daran, sogar mit komplett ausgestatteter Küche. Da mussten wir nicht lange überlegen und nach einem Großeinkauf im Supermarkt konnten wir endlich mal wieder selbst kochen, den Kühlschrank befüllen und ne Bemme schmieren :-) Ihr könnt dies vielleicht nicht nachvollziehen, aber nach Monaten ohne eigene Wohnung, war dies eine Wohltat für uns. Mutti würde jetzt sagen: Nur das Fremde lehrt einem, was wir an der Heimat haben. :D  Als an den nächsten Tagen noch ein Amerikaner, ein Kanadier und eine Australierin mit eingezogen sind, war das WG-Feeling perfekt.



Nach zwei Regentagen mit einem guten Buch auf der Couch, schien endlich wieder die Sonne. Und dann konnten wir ihn sehen, den aktiven Vulkan Villarrica (2847m) mit seiner ewigen Rauchfahne. Es ist einfach ein toller Anblick, wenn man durch die Straßen schlendert und der weiße Vulkankegel den Ort überragt.



In diesem Urlaubsort finden sich Erlebnisse und Aktivitäten für jeden Geschmack – Skifahren, Vulkangipfel bezwingen, Therme, Kajak fahren, Wandern… man kann hier die Natur aktiv genießen. Und das war nach den ganzen Couchtagen unser Plan. :-)



Mit dem Bus raus aus der Stadt und rein in die Natur. Dort gibt es eine Hotelanlage, alles ist aus Holz gebaut und aus dem Schornstein ringt der Qualm, im Hintergrund die schneebedeckten Berge... wir fühlten uns nach Südtirol versetzt.

Durch die starke vulkanische Aktivität sprudelt in der Region Wasser aus dem Boden und bildet Thermalbecken, deren Wasser zahlreiche wertvolle Mineralien enthält. Wir waren die einzigen Besucher an diesem Tag und konnten so in Ruhe das badewannenwarme Wasser in den Freibecken mit Flussblick genießen. Das Wasser strömte direkt an uns vorbei, herrlich, wir genossen die Atmosphäre. Nachdem wir uns allerdings ganz fix in einer Umkleide bei 10 Grad Außentemperatur umgezogen hatten ;-)



Ein überdachtes Thermalbecken gab es auch. Hier konnten wir mal wieder ein paar Bahnen schwimmen. Ein kleiner Wellnessurlaub :-)


„Zuhause“ angekommen stand das Essen schon auf dem Tisch und die Flasche Wein war geöffnet (übrigens ist Chile der 5. größte Weinexporteur!). Hach, das war ein relaxter Tag. Somit waren wir ausgeruht für den Nächsten.

Denn da stand nach einem entspannten, gesunden Frühstück die nächste Aktivität auf dem Plan: Trekking. Ja, wir waren wandern! Anett war nach dem Anblick der Fotos von unseren Mitbewohnern Feuer und Flamme für diesen Ausflug in den Nationalpark Huerquehue und Ines ist ja eh dafür zu haben. ;-) 

Am Ende waren wir sechs Stunden bei strahlendem Sonnenschein zu Fuß unterwegs und teilweise ging es steil bergauf (keine Ahnung was letztendlich anstrengender war - aufwärts oder abwärts), aber es hat sich gelohnt. Der Anblick der stillen Bergseen umgeben von verschneiten Araukarienwäldern war einfach traumhaft. Unberührte Natur. Unten noch durch Wald und Wiesen gewandert, stapften wir oben durch den Schnee, wo sich eine tolle Aussicht nach der anderen bot.

 
 
 
 
 
 
 


Beim Wandern lernten wir Erik, einen 18jährigen Deutschen, kennen. Er reist 9 Monate allein durch Südamerika und arbeitet momentan hier im Nationalpark als Volunteer. Er hat uns einige interessante Geschichten über seine bisherigen Erlebnisse erzählt. Wir sind beeindruckt von diesem jungen Menschen… Nebenbei: Wir sind gerade in Peru, Arequipa und wer checkt zufällig im gleichen Hostel ein? Richtig, Erik. Wie klein die Welt doch ist…

An einem weiteren Tag erkundeten wir noch die Stadt und sind zum See spaziert mit seinem schwarzen Vulkansand. Wir entdeckten ein Café mit einem Kuchenangebot, dem wir nicht widerstehen konnten. Hier in dieser Gegend heißt es auch wirklich „Kuchen“, die vielen deutschen Einwanderer damals haben nur das Beste eingeführt :-)  




Santiago de Chile – die etwas andere Großstadt


Wir haben den Nachtbus genommen und sind 7 Uhr im nebelbedeckten Santiago angekommen. Kälte und Müdigkeit schlichen in unsere Knochen, deshalb schnell ins Hostel, das im Stadtteil Providencia liegt.

Nach einem Nickerchen waren wir bereit für den ersten Spaziergang in der nächsten Großstadt. Wir schlenderten ins Stadtzentrum zur Plaza de Armas. Es gefällt uns, hier halten die Chilenen zwischen den hektischen Fußgängerpassagen kurz inne. Man beobachtet die Künstler beim Zeichnen, die Wahrsager haben ihre Karten bereit gelegt, die Männer spielen Schach oder man schlummert einfach auf der Parkbank. 





Interessant wie unterschiedlich die Städte doch sein können :-) Wir besuchten die Kirchen und stillten unseren Kaffeedurst. 

Wir tranken die Tage überhaupt viel Kaffee und verbrachten viel Zeit damit den Chilenen einfach nur zu zuschauen. :-)

Die Hauptstadt des Landes liegt zu Füßen der Anden und sie protzt nicht mit spektakulären Touristenattraktionen. Es ist eher der Kontrast zwischen Wolkenkratzern, Kirchen, Kolonialbauten, lärmenden Straßenmärkten, dem Häusermeer und dem dahinter aufragenden Schneegebirge. 


Fuente alemana - der deutsche Brunnen



Man merkt beim Spazierengehen, dass es eine mächtige, selbstbewusste Metropole ist. Mit ihrem kulturellen Reichtum verblassen alle anderen Städte. Santiago hat ringsherum alles zu bieten: Weinberge, Skipisten, Badestrände, Naturwälder. Die Chilenen haben theoretisch viel Platz, doch über 11 Mio. (3/4 von ihnen), drängen sich in die Zentralzone – auf 15% der Landesfläche.

Einen Überblick verschafften wir uns vom Cerro Santa Lucía. Ein kleiner Park mit einem Aussichtshügel in der Stadtmitte. Wir hatten einen schönen Blick über das Zentrum, aber klare Sicht sieht anders aus (wir konnten die Anden erahnen). Es wirkt so surreal. Die vielen Hochhäuser aneinander gereiht und im Hintergrund die Berge.




Aber die schlechte Sicht ist typisch für Santiago im Winter. Wir haben gelernt, dass durch eine atmosphärische Inversion, bei der die Kaltluft in der Höhe den Abzug der Industrie- und Verkehrsabgase blockiert, der Smog in den Häuserschluchten hängen bleibt. Die Bewohner leiden darunter und die Atemwegserkrankungen nehmen zu.

Nachdem wir auch das bunte Viertel Bellavista abgelaufen sind, haben wir schon alles Wichtige gesehen…es blieb also Zeit zum Kaffee trinken und um die Spezialitäten des Landes kennenzulernen. Das heißt viel Avocado und fettig muss es sein.

 



 

An unserem letzten Tag in der Stadt gab es eine große Demonstration von Studenten und Arbeitern im Zentrum. Unter Anderem für mehr Unterstützung der Bildung. Im Hostel riet man uns besser erst später rauszugehen. Solch Demonstrationen verlaufen wahrscheinlich nicht immer friedlich ab. Am Nachmittag sahen wir dann auch die „Überreste“ der Demo. Die Straßen waren nass von den Wasserwerfern und die Polizeipräsenz war noch irre. Unsere Schritte wurden auch um einiges schneller, als hinter uns Steine Richtung Polizei flogen und dann die Wasserwerfer wieder losgingen. Mittendrin, statt nur dabei :-) Für uns ist alles glimpflich ausgegangen. Später erfuhren wir aus dem Internet, dass Straßenblockaden gebrannt haben und einige Demonstranten festgenommen wurden. Wir wollten ja Abenteuer :-)



Nachts 1 Uhr ging es mit dem Taxi zum Flughafen, nachdem wir im Aufenthaltsraum einige Stunden rumgelungert hatten. Denn unser Flug nach Lima stand so zeitig an, dass sich eine bezahlte Nacht in einem Hostelbett nicht mehr gelohnt hätte. Aber als richtiger Backpacker muss man auch mal eine Nacht auf dem Flughafen verbracht haben ;-)
 

Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)

1 Kommentar:

Mesalunita‘s Blog hat gesagt…

Hallo ihr 2 Weltenbummler,

Ich bin ich dann jetzt mal im Eiltempo "hinterher gereist" und muss sagen, dass ich wirklich sehr beeindruckt bin von den Bildern und euren liebevoll geschriebenen Texten. So ist man wirklich irgendwie Live dabei. Auch wenn mein Urlaub diesjahr nur in den Harz gehen wird und danach wohl auch erstmal Deutschland das Reiseziel Nummer 1 bleiben wird ... Aber ich weiß ja wofür! ;-)

Mich würde mal interessieren ob ihr jetzt schon englisch denkt? Also sprechen könnt ohne noch großartig nachzudenken?
Ich denke ihr werdet so viele Erfahrungen und Eindrücke bekommen haben, dass ihr die wohl euer Leben lang nicht vergessen werdet. Ihr erfüllt eure Träume, was wünscht man sich mehr?

Ich habe beim Sport auch eine über 60jährige kennengelernt, die mir immer von ihren Reisen erzählt hat. Unter anderem hat sie auch eine Rundreise durch Kuba gemacht und auch nur in so kleinen Hostels übernachtet, um wirklich Land und Leute kennenzulernen. Letztes Jahr war sie in Indien und hat sich u.a. Das Holi angesehen. Diesjahr war das ja hier der große Trend in Deutschland.
Aber scheinbar ist gerade das ältere Semester reiselustig und neugierig auf die große weite Welt!

Ich bin ja auch jemand der nicht bei Facebook ist, aber ihr habt mich überzeugt, ich bin jetzt hier euer Follower :-D

Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß auf eurer weiteren Reise und kommt irgendwann heil wieder.

Liebe Grüße