Montag, 15. Juli 2013

Argentinien – der Nordwesten

Salta – bizarre Bergwelt

Im letzten Post konntet ihr bereits lesen, dass uns nach Puerto Iguazú eine 24-stündige Busfahrt bis Salta bevor stand. Ja, in Argentinien braucht man Geduld beim Busfahren. Die Distanzen zwischen den Städten sind einfach riesig. Da nicht nur wir Backpacker mit den Fernbussen reisen, sondern auch die Argentinier selbst, gibt es eine Menge privater Busunternehmen. Und sie bieten jeglichen Komfort: bequeme, breite Sitze, deren Rückenlehnen man weit zurückstellen kann, Decken und Kopfkissen, Abendessen und Frühstück, Toilette (ganz wichtig!), Bespaßung in Form von Filmen oder auch Bingo an Bord und nicht zu vergessen nette Stewards ;-) Beim Ticketkauf versuchten wir immer die Plätze oben in der ersten Reihe zu bekommen. Dann ist es wie Kino, die Weite Argentiniens direkt vor der Nase. Und schöne Musik in den Ohren – perfekt zum träumen :-) Wir können mittlerweile behaupten, dass wir Profis geworden sind im lange-Distanzen-mit-einer-Arschbacke absitzen ;-) Hoteltester gibt’s genug, wir könnten nun Bustester werden.



Aber zurück zu Salta. Nachdem wir am Busterminal angekommen waren, sind wir zu Fuß ins nicht weit entfernte Stadtzentrum gelaufen und haben schnell ein preiswertes Hostel gefunden. Wenn die Fernbusse auch noch so bequem sind, brauchten wir trotzdem erst mal ne Mütze Schlaf. Irgendwann trieb uns der Hunger raus zu einem ersten Spaziergang. 


Salta bedeutet in der Indianersprache Aymará „die Schöne“ und auch wir finden sofort gefallen an dieser Stadt am Fuße der Anden, mit seiner spanischen Kolonialarchitektur und seiner palmenbestandenen Plaza 9 de Julio, die von Arkadengängen, zahlreichen Cafés und Restaurants umgeben ist. Auch steht hier die beeindruckende Kathedrale, der wir natürlich einen Besuch abstatteten, aber später, wir hatten ja schließlich Hunger. 


Iglesia San Francisco - sie wirkt gewaltig und doch so dezent verziert
Diese Kirche hat uns wirklich beeindruckt und wir genossen ein paar ruhige Minuten.

Hier in Salta sind wir das erste Mal so richtig glücklich (das Fleisch kommt ja auch von glücklichen Rindern) beim Essen in Argentinien, denn es gibt mal kein Sandwich oder Pasta oder Burger, nein, endlich Steak (Bife de chorizo) mit Salat, so wie wir es uns erträumt hatten. Und wir probierten hier natürlich auch die leckeren Empanadas (gefüllte Teigtaschen)… 



Hier macht sich nun auch die südamerikanische Gelassenheit breit. Siesta. Die Läden waren von 12.30 bis fast 16.30 Uhr geschlossen. In dieser Zeit fühlt es sich an wie sonntags. Für uns war also immer Sonntag, da wir vor halb eins kaum raus sind :D


Nun sind wir aber nicht nur wegen dem Essen oder den Einkaufspassagen nach Salta gereist, sondern vor allem um Ausflüge in die beeindruckende Landschaft zu unternehmen. Yes, das Stichwort.


Eine Tour (6 Uhr klingelte der Wecker!) führte in den für Wein berühmten Ort Cafayate (1700 Höhenmeter über dem Meeresspiegel). Auf dieser Strecke verlässt man die Zivilisation und ist eins mit der Natur. Hier ist der Weg das Ziel. Wir stoppten mehrmals, denn die Aussicht auf die farbenprächtigen Berge und Felsformationen war einfach zu atemberaubend. 


Faszinierend sind in diesem Tal auch die vereinzelt vorzufindenden Steinhäuser, die fern ab jeglicher Zivilisation ohne Strom und fließend Wasser von wenigen Menschen bewohnt werden. Halt machten wir an der Quebrada de las Conchas (Schlucht der Muscheln). Wir denken die Bilder sprechen für sich… 

unsere Yoga Meisterin :)

Zwischendurch durften wir noch ein Lama oder Alpaka (oder was es auch war) füttern. Zeit zum Durchatmen und Genießen… 


In Cafayate besuchten wir natürlich eine Weinkelterei und probierten den für hier typischen Weißwein Torrontés. Sehr lecker! Wir drücken mal sinnbildlich den Gefällt-mir-Button ;-) Dort hatten wir noch etwas Zeit, schlenderten durch das nette Stadtzentrum und beglückten unseren hungrigen Magen.



Der zweite Ausflug (wieder 6 Uhr aufstehen :-/) führte uns in das 150km enfernte alte Städtchen Cachi, wo schon vor der spanischen Eroberung die Chicuanaindianer lebten. Aber auch hier waren wir weniger wegen des Ortes gekommen. 

 
Die Fahrt ging entlang durch die fruchtbaren Valles Calchaquíes auf einen 3500m hohen Berg. Dort herrschte Winter. Boah, war das kalt. Hier ist die Aussicht normalerweise grandios, normalerweise :-) 



Da wir schon ordentliche Höhenmeter erreicht hatten, bot unser Guide Eva Kokablätter an. Anett musste natürlich auch mal probieren. Sie helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern. Sie werden nur in die Backe gelegt, wo sie ihren Geschmack entfalten können. Schmeckte nach Kräuter… Eine spezielle Wirkung hat es nur mit der Zubereitung anderer Substanzen :D



Die Landschaft und das Wetter änderte sich rasch als es wieder abwärts ging zu dem Nationalpark Los Cardones. Er beherbergt riesige Kandelaberkakteen, die bis zu 12 m hoch werden können. (Info: wenn ein Kaktus austrocknet wird er zu wertvollem Holz, womit zum Beispiel die Kirche in Cachi vollständig ausgekleidet ist). 


Der Anblick war gigantisch, soweit das Auge blickt diese gewaltigen Kakteen und darüber strahlend blauer Himmel. In dieser Gegend herrscht absolute Einsamkeit und man kann die Weite des Landes genießen.


In Cachi sehen die Menschen der indigenen Bevölkerung auch schon ähnlicher. In diesem Ort machten wir wieder Mittagspause und aßen in einem kleinen einheimischen Restaurant, wir als einzige Touris. Am Ende des Tages waren wir ganz schön geschafft, so viele Eindrücke müssen erstmal verarbeitet werden.

 
Am vorletzten Tag nutzten wir nochmal das schöne Wetter und fuhren mit der Seilbahn hinauf zum Berg (wie auch immer der hieß) und es bot sich ein toller Ausblick über die Stadt und die malerischen Berge im Hintergrund.

 
In der Region um Salta sind eher einheimische Touristen unterwegs, selten erblickt man andere Blauäugige. So bekommen wir immer wieder hinter her gerufen, was für schöne Augen wir doch haben. Neun Tage blieben wir am Ende in dieser Stadt. Uns gefällt es länger an einem Ort zu verweilen, da wir dadurch das Gefühl haben erst wirklich in einen Ort und seine Kultur einzutauchen. Vielleicht setzt auch ein klein wenig die Reisemüdigkeit ein und wir gönnen uns gern mal einen Couchtag. Nur eben nicht zu Hause gemütlich vorm Fernseher, sondern in einem Hostelzimmer mit Netbook und WiFi und Heizstrahler. Zum Glück gibt es Heizstrahler, denn die meisten Unterkünfte haben in Argentinien keine Heizung und das obwohl es im Winter auch richtig kalt wird! So lagen wir auf dem Bett und haben uns unter die Decke gekuschelt. Blöd ist nur, wenn man Aufstehen und ins kalte Bad muss :-) 

Heizstrahler siehe rechts :)
Wir hatten übrigens Bergfest - 4,5 Monate on the road. Darauf haben wir hier mit einem Glas Wein angestoßen und auch einen neuen Freund gefunden :-) 



Mendoza – Reitausflug, Party und ne Menge Wein

Wie ihr euch bestimmt denken könnt, hatten wir wieder eine lange Nachtfahrt im Bus, um in den nächsten Ort unserer Reise zu kommen. Mendoza… den Weinkennern unter euch läuft bestimmt gerade das Wasser im Mund zusammen. Die Stadt ist das Zentrum des argentinischen Weinanbaus schlechthin. Und was haben wir da gemacht? Wein getrunken natürlich.

Wenn wir schon mal beim Thema Alkohol sind wollen wir euch ein weiteres typisches Getränk der Argentinier nicht vorenthalten: Fernet-Cola, wo reichlich Fernet Branca mit etwas Coca Cola gemixt wird. Mmmh… nach dem zweiten Glas schmeckt‘s :-)



Beides konnten wir ausgiebig bei richtig coolen Abenden probieren mit Leuten, die wir im Hostel und bei unserem Reitausflug kennengelernt hatten. Endlich mal wieder Party gemacht, getanzt, gequatscht und viel gelacht :-)



Die Stadt selbst hat nicht so viel zu bieten, sie bildet den Ausgangspunkt für Exkursionen und Ausflüge. Und da kommen wir auch schon zu unserem Highlight. Reiten wie die Gauchos. 



Ein Mädchentraum von Anett ging in Erfüllung. :-) Einmal mit Gauchos zusammen in der Wildnis reiten. Ein Gefühl von Freiheit! Auf dem Rücken der Pferde ging es gute zwei Stunden durch die Steppe, mal bergauf, mal bergab, dem Sonnenuntergang entgegen. Die Aussicht war überragend oder wie die Amerikaner es sagen würden: „Awesome“. 


Es war keinesfalls ein langweiliger Ausritt –  es wurde auch ordentlich galoppiert (das haben wir am nächsten Tag dann auch noch gespürt). 


 
Danach wartete das beste BBQ aller Zeiten auf uns. Ein riesen Batzen Fleisch röstete nicht über, sondern vor dem offenen Feuer im Ofen. So zartes Fleisch haben wir noch nie gegessen. Dazu gab es Salat und hausgemachten Kartoffelbrei. Legggööör! :D 



Wir saßen mitten in der Pampa am Lagerfeuer, über uns die Sterne und in der Hand ein Becher Wein (es wurden dann schnell ein paar mehr). Gaucho feeling pur!


Hätte uns vor einem Jahr jemand gesagt, wir würden mit einem Gaucho auf einer Estancia, irgendwo in Argentinien, einen Likör trinken und Smalltalk halten, jaaa wir hätten ihn für verrückt erklärt. Der Alkoholpegel reichte jedenfalls für den Abend :D (Dass der Wein hier in der Region so lecker ist, haben wir erwähnt?) 

Den Tag danach verbrachten wir übrigens im Bett (echt nichts mehr gewohnt), aber abends war Pizza Party, also erst Pizza und dann Party - keine Pizzaschlacht :-) da waren wir natürlich wieder fit. 

 
Gern wären wir in Mendoza noch länger geblieben und hätten noch mehr Zeit mit unseren neuen Bekannten verbracht, aber Chile wartete auf uns.

Wochenplaner
Unser Lieblings-Hostelmitarbeiter – bekommt von uns 5 Sterne

Am Busterminal erfuhren wir, dass die Grenze zu Chile für die nächsten Tage dicht ist. Es liegt einfach zu viel Schnee in den Bergen. Eigentlich wollten wir nach Santiago, da wir nun nicht wissen, wie lange wir auf die Grenzöffnung in Mendoza warten müssen, ändern wir unsere Pläne und kaufen einfach zwei Tickets nach Bariloche, das weiter im Süden von Argentinien liegt. Dort soll der Grenzübergang offen sein. 


Bariloche – short stopover

Zu Bariloche können wir nicht viel erzählen, es ist für uns nur ein kurzer Zwischenstopp in der „argentinischen Schweiz“ mit seinen vielen Seen und schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Es regnet, schneit und hagelt, so verbringen wir den Tag vor allem mit Essen, einen großen Spaziergang am See und dem Genießen einer richtigen Heizung in unserem Zimmer :-)



Die Weiterfahrt klappt, der Grenzübergang ist offen. So heißt es Abschied nehmen von Argentinien. Es waren tolle vier Wochen…



Typisch argentinisch: 

Wie schon erwähnt - klar, der Mate Tee (auch in Brasilien, Paraguay und Uruguay beliebt). Kleingeschnittener trockener Mate wird in ein Trinkgefäß gegeben und immer wieder mit heißem Wasser frisch aufgegossen. Zum Trinken benutzt man in der Regel eine Bombilla, ein Trinkrohr (Trinkhalm) aus Metall, das am unteren Ende ein Sieb hat. Sowohl die Zubereitung als auch die „richtige“ Art des Trinkens werden als Kunst zelebriert und mehr oder weniger streng von zahlreichen Regeln vorgeschrieben. Aber das wollen wir jetzt nicht so genau erörtern. Das Tolle, es ist ein sehr soziales Getränk. Geteilt wird der Matebecher vor allem im Kreis von Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen; einem Gast einen mate anzubieten, ist ein Zeichen der Höflichkeit und Gastfreundschaft. Es wird überall zelebriert: auf der Arbeit, im Bus, an der Haltestelle wo auch immer gequatscht wird. Dafür kommt die Thermoskanne gern überall mit hin. Ein Energy Getränk, was bei uns gern getrunken wird ist übrigens „Club Mate“. Wird aber meist nicht geteilt :D

Bild geklaut
Essenstechnisch haben wir euch ja schon informiert, nirgends zeigt sich der Einfluss der verschiedenen Einwanderergruppen so deutlich. Sogar die Leberwurst hat sich hier durchgesetzt :D Die knapp 50 Mio. argentinischen Rinder liefern besonders schmackhaftes und BSE-freies Fleisch, weil sie das ganze Jahr im Freien leben, wo sie viel Auslauf haben und ausschließlich das zarte Pampagras fressen.

Weiteres Merkmal für dieses Land, die Oldtimer. Liebhaber kommen hier echt auf ihre Kosten. Da es wahrscheinlich keinen TÜV gibt wird gefahren bis das Auto auseinander fällt. Sogar wir haben manch altes Auto bestaunt…



Aufgefallen ist uns auch, dass die Argentinier es lieben mit Kreditkarte zu bezahlen. Auch wenn es nur die Milch im Supermarkt ist. Da Barzahlung eher selten ist bekommt man Rabatt. Bei den Busfahrten konnten wir auf diese Weise viel sparen.

Sonntags Trödelmarkt. In jeder größeren Stadt gab´s einmal die Woche einen Künstler-Trödelmarkt. Wer aufgepasst hat, hat es im letzten Post schon gelesen. Da wussten wir aber noch nicht, dass es für ganz Argentinien gilt. Hunderte Kunsthandwerker regionaler und indianischer Tradition stellen ihre Textilien oder sonstigen Waren auf der Straße aus. Es macht Spaß drüber zu schlendern.



Für die, die nicht bei Facebook sind (soll´s sogar noch welche geben) und nicht im engeren Kontakt zu uns stehen: wir sind gerade in Peru, Lima und am 16. geht’s weiter nach Ica. Hier ticken die Uhren jetzt auch etwas anders. Wir müssen etwas vorsichtiger sein. Gott sei Dank haben wir einander… Trotz der vielen Armut und Kriminalität erwartet uns eine einzigartige Kultur.


Ihr lest von uns – irgendwann mal wieder :-)


 

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hallo anett,nur kein neid,aber du
wolltest mich ja nicht mitnehmen. wir wuenschen euch noch eine super zeit. lern etwas englisch für mich mit. denk an omas worte!!!!!!!!
ALLES LIEBE ZUM GEBURTSTAG,viel spass und feiere auch ohne uns deinen 82 !!! tante d.

Anonym hat gesagt…

Hallo Anettchen Alles gute zum heutiegen Ehrentag. Wir wünschen Dir nur das Beste für die kommende Zeit.Nach den Bildern zu urteilen ,geht es euch sehr gut Viele liebe Grüße von das Tantchen aus LE. 3 0

Anonym hat gesagt…

Hallo Geburtstagskind,herzlichen Glückwunsch! Aus dem sonnigen Deutschland gratulieren wir ganz lieb und wünschen dir einen schönen Tag in Peru.
Habt ja ein tolles Fleckchen gefunden,wo Du bei einen Glas Wein mit Ines anstoßen kannst.
Hier strahlt nun auch die Sonne,wär ideales Wetter für Geburtstagsparty im Garten.
Aber man kann ja nicht alles im Leben haben.
Wir denken an Dich und lassen dich von weiten hochleben! PROST
Bleib gesund!
Blog wie immer super,zum neidisch werden.
Sonnige Grüße und Küsse Mu und Pa

Ines und Anett hat gesagt…

Dankeschön. Tantchen D.: ich denk immer an Omas Worte :) In diesem Sinne lieben Gruß an meine Omi! // Tantchen U.: Danke für die Glückwünsch, und...du weißt schon :)
Mu und Pa: Euch danke ich auch, Glas Wein haben wir getrunken, nächstes Jahr feiern wir dann groß im Garten, gerne! :D
Liebe Grüße zurück, denk an euch. Anett

Anonym hat gesagt…

Wir haben auch drei Wochen Urlaub weg.Eine Woche am See in Mücheln.Mit den zwei Kleinen waren wir in Östereich.Wir sind auch Berg hoch und runter gelaufen,nur immer mit der Frage wann sind wir endlich da.Dann eine Woche Ostsee herrlich.Und nochwas liebe Anett wir sind noch nicht bei Fasbookr Viel Spaß noch wünscht euch das Tantchen aus LE trinken ein Glas Rotkäppchen auf Euch